„Forum Internationale Wissenschaft“ in Bonn Demokratieforschung in Zeiten der Krisen

Bonn · Forschung in schwierigem Umfeld: Das „Forum Internationale Wissenschaft“ an der Universität Bonn (FIW) will aktuelle Probleme identifizieren und untersuchen, wie die Gesellschaft ihnen begegnen kann.

 Der Gründungsdirektor des Forums, Rudolf Stichweh.

Der Gründungsdirektor des Forums, Rudolf Stichweh.

Foto: Volker Lannert

Die Welt ist im Krisenmodus, nein, gar im Poly-Krisenmodus. Die Demokratie als pluralistische Regierungsform steht unter Dauerbeschuss, die Religion wird von manchen Mächtigen instrumentalisiert, während das Volk gleichzeitig den Kirchen den Rücken kehrt, und die akademische Sphäre muss sich nicht erst seit der Corona-Pandemie im postfaktischen Raum beweisen.

Für das Forum Internationale Wissenschaft (FIW) an der Uni Bonn gibt es also mehr als genug zu tun. Jüngst hat die Institution, die sozial- und kulturwissenschaftliche Grundlagenforschung betreibt und sich insbesondere der Analyse globaler Funktionssysteme verschrieben hat, zehnjähriges Bestehen gefeiert.

Ursprünglich war das FIW Teil der Bewerbung der Uni Bonn bei der Exzellenzinitiative 2010. Damals kam die Hochschule nicht zum Zug, an der Etablierung des Forums wollte der damalige Rektor Jürgen Fohrmann dennoch festhalten.

„Damals gab es noch keine internationale Demokratieforschung in Bonn“, sagt Professor Rudolf Stichweh, der 2012 von Luzern in die Bundesstadt kam, um als Gründungsdirektor die ersten Jahre der Institution maßgeblich zu prägen. Demokratieforschung war von Anfang an ein erklärtes Ziel des Forums, ebenso wie die Wissenschaftsforschung als zweite Abteilung.

Als drittes Standbein war zunächst die Entwicklungsforschung vorgesehen. „Aber angesichts bereits vorhandener exzellenter Einrichtungen wie dem Zentrum für Entwicklungsforschung haben wir später für die Religionsforschung optiert“, erklärt Stichweh.

„Wir fragen uns zum Beispiel, wie sich Religion, Wissenschaft und Demokratie etwa zum Klimawandel verhalten“

Ziel des Forums war es von jeher, die Fähigkeiten zur Identifikation aktueller Probleme mit dem Theorienreichtum und der Analytik der modernen Sozialwissenschaft zu verbinden. „Wir fragen uns zum Beispiel, wie sich Religion, Wissenschaft und Demokratie zu zentralen Herausforderungen wie etwa dem Klimawandel oder der Ungleichheit verhalten“, führt Stichweh aus, der in seiner Abteilung das Verhältnis von Demokratien und Autokratien beleuchtet.

„Gerade angesichts der vielen Krisen müssen wir uns in den kommenden Jahren auf diese konzentrieren und untersuchen, wie die Gesellschaft diesen begegnet. Daraus können wir vielleicht Handlungsstrategien entwickeln, um den Umgang mit globalen Herausforderungen zu verbessern.“

In einer beratenden Funktion sieht sich das FIW jedoch nicht. „Eine derartige Aufgabe können andere Institutionen besser erfüllen, die stärker in der Praxis verankert sind“, glaubt Stichweh. „Diese schauen aber natürlich auf die Forschung an den Hochschulen und nehmen unsere Arbeit wahr.“

Für die Zukunft des FIW setzt Stichweh auf eine verstärkte Interdisziplinarität. Derzeit finden Gespräche über eine stärkere Verknüpfung des Forums mit der philosophischen Fakultät der Uni Bonn statt.

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