Equal Care Day in Bonn Ein Aktionstag für Menschen, die Fürsorge leisten

Bonn · Die Bonner Autoren Almut Schnerring und Sascha Verlan rufen den „Equal Care Day“ ins Leben. Sie wollen unsichtbare Pflege-Arbeit mit einer Porträtreihe sichtbar machen.

 Die Fürsorge umfasst viele Aspekte: Von der Hausarbeit über die Kinderbetreuung bishin zur eigentlichen Pflege von kranken Angehörigen.

Die Fürsorge umfasst viele Aspekte: Von der Hausarbeit über die Kinderbetreuung bishin zur eigentlichen Pflege von kranken Angehörigen.

Foto: grafik/DPA

Der „Equal Pay Day“ ist inzwischen vielen Menschen ein Begriff: Dieser Aktionstag macht auf den prozentualen Unterschied im durchschnittlichen Bruttoverdienst von Frauen und Männern („Gender Pay Gap“ = Geschlechter-Lohnlücke) aufmerksam. Im Schnitt verdient eine Frau in Deutschland rund 21 Prozent weniger Geld als ein Mann. Und es wird laut Statistischem Bundesamt auch nicht unbedingt besser. Der „Equal Pay Day“ fand in diesem Jahr am 18. März statt. Denn bis zu diesem Tag mussten die Frauen – die 21-Prozent-Lücke aufs Jahr hochgerechnet – arbeiten, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen, das diese bereits Ende 2018 erzielt hatten.

In Anlehnung an den „Equal Pay Day“ haben die Bonner Autoren Almut Schnerring und Sascha Verlan den „Equal Care Day“ ins Leben gerufen. Sie wollen darauf aufmerksam machen, dass ein Großteil der unentgeltlichen Fürsorge-Arbeit von Frauen geleistet wird. Dabei beziehen sich die Initiatoren bewusst nicht nur auf die Pflege von kranken Angehörigen, sondern fassen den „Care“-Begriff weiter: „Es geht auch darum, wer sich sorgt und einspringt, wenn andere Menschen Hilfe brauchen, wer einen Großteil der Kinderbetreuung übernimmt, beim ersten Liebeskummer hilft, zu Hause aufräumt – die Liste ließe sich beliebig lang fortsetzen“, sagt Schnerring und fügt hinzu: „Ohne Care-Arbeit, ohne Fürsorge gibt es kein Leben, kein Miteinander. Dennoch wird diese Arbeit schlecht bis gar nicht bezahlt, führt oft zu einer niedrigeren Rente und bleibt häufig auch unsichtbar.“

Zumindest gegen Letzteres will Schnerring aktiv etwas tun. Als Lehrbeauftragte im Optionalbereich der Philosophischen Fakultät der Uni Bonn hat sie mit ihren Studenten verschiedene PR-Strategien für die gute Sache, konkret für den „Equal Care Day“, durchgespielt.

Mit dem Aktionstag will Schnerring für mehr Wertschätzung und eine faire Verteilung der Sorge-
arbeit zwischen Frauen und Männern werben. Dazu plant sie zum einen den „Equal Care Day“ selbst mit drei großen (Diskussions-)Veranstaltungen in Bonn rund um den 29. Februar 2020. Dieses Datum hat sie ganz bewusst ausgesucht – wie die Care-Arbeit werde auch der Schalttag häufig übergangen. Zum anderen möchte sie Menschen, die unbeachtet Fürsorge leisten, ins Licht rücken und mit Blick auf den Aktionstag eine „Galerie der unverzichtbaren aber dennoch unsichtbaren Arbeit“ zusammenstellen.

Da sie nicht davon ausgeht, dass Menschen, die anderen den Rücken freihalten, zuhören und einfach da sind, wenn andere ein offenes Ohr brauchen, sich selbst melden, hofft sie auf wohlwollende Freunde oder Familienangehörige, die diese Fürsorgerinnen für die Porträtreihe im Zuge des „Equal Care Day“ vorschlagen.

Weitere Informationen zum „Equal Care Day“ und die Möglichkeit, Personen für die „Galerie der unsichtbaren Arbeit“ vorzuschlagen, gibt es online unter www.equalcareday.de/unversichtbar. Auch ist eine Kontaktaufnahme per E-Mail an sichtbar@equalcareday.de möglich.

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