Ferienwohnungsportale im Test Noch Luft nach oben
Bonn · Fraunhofer-Institut FIT und Hochschule Bonn-Rhein-Sieg untersuchen Internet-Portale für Ferienunterkünfte
Es ist Ferienzeit, trotz Corona. Doch bevor man die Seele baumeln lassen kann, muss die passende Unterkunft gefunden sein. Leichter gesagt als getan: Die gängigen Internet-Portale von Privatpersonen haben laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg vor allem bei der Nutzerfreundlichkeit noch Luft nach oben. Dabei bleiben allerdings nicht nur bei den Angeboten einige Fragen offen – sondern auch bei der Studie.
Grundlage für die 37 Kriterien, anhand derer die Forscher die Webseiten von elf Anbietern bewertet haben, sind Interviews mit Vertretern von vier Nutzergruppen. „Pärchen haben in der Regel andere Anforderungen als zum Beispiel Familien“, erklärt Dominik Pins von der Abteilung „Usability und User Experience Design“ des FIT. „Im Rahmen einer Bachelor-Arbeit an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sind daher zwei Personen je Nutzergruppe befragt worden, deren Antworten als Ausgangspunkt für unsere Untersuchungen dienten.“
Auf den Plattformen haben sich die Experten jeweils fünf Angebote im Köln-Bonner Raum und in der Gegend um Malaga (Spanien) konzentriert. „Vor allem bei der Kategorisierung des Informationsangebots zur Ausstattung der Unterkunft, bei der Kontaktaufnahme zum Anbieter und bei Angaben zur Lage mangelt es mitunter“, sagt Pins.
Schwere Vergleichbarkeit, versteckte Zusatzkosten
„Die Anbieter verwenden gerne unterschiedliche Begriffe, die eine Vergleichbarkeit erschweren, und auch der Umfang der Informationen ist uneinheitlich.“ Verständlich, wenn hinter fast jedem Angebot eine Privatperson steckt. „Ja, aber insofern sind die Plattformbetreiber in der Pflicht, klare Richtlinien zu formulieren und eine klare Schematik zu verwenden“, führt Pins aus.
„Auch Zusatzkosten werden nicht immer transparent gemacht, etwa Gebühren für das Mitführen von Hunden oder ein Beistellbettchen. Die Kosten tauchen vielleicht in der Beschreibung der Ferienwohnung auf, aber nicht in dem Preis, den die Plattform am Ende ausweist.“
Am Ende haben die Verfasser der Studie die Online-Plattform Fewo-direkt zum Testsieger gekürt. „Das Portal konnte 31 Nutzungsanforderungen effizient, drei ineffizient und drei nicht erfüllen“, heißt es in der Auswertung, die gemäß eines Verfahrens der Deutschen Akkreditierungsstelle (DakkS) durchgeführt wurde. E-domizil.de kommt auf den zweiten Platz, Airbnb sichert sich Bronze.
„Kein Portal hat total versagt, aber es gibt noch Verbesserungsbedarf“
„Kein Portal hat in Sachen Usability [= Benutzerfreundlichkeit] total versagt“, betont Pins. „Gleichzeitig gibt es überall noch Verbesserungsbedarf. Wir hoffen jetzt, dass die Betreiber der Seiten mit uns in Kontakt treten, um weitere Tests durchzuführen.“
Der Bedarf dafür ist sicherlich vorhanden, angefangen bei der Frage, wie die Benutzerfreundlichkeit der Portale auf Seiten der Vermieter von Ferienwohnungen gestaltet ist und ob dadurch die bemängelte fehlende Informationstiefe für den Nutzer zum Teil erklärt werden kann. Auch die Qualität der Bewertungen bei den verschiedenen Angeboten, immerhin ein wichtiges Suchkriterium, ist bei der Studie nicht untersucht worden.
„Wir können auch nichts darüber sagen, wie zufrieden die Kunden am Ende sind; dafür müssten wir sie in einem weiteren Schritt befragen“, nennt Pins eine weitere mögliche Frage. „Außerdem würden uns interne Abläufe interessieren, etwa inwieweit die Inserate vor der Veröffentlichung überprüft werden. Grundsätzlich gilt natürlich: Je mehr Daten wir über ein Portal haben, um so eher können wir Vorschläge zur Optimierung unterbreiten.“ Auch in diesem Bereich ist also noch jede Menge Luft nach oben.