Buch über Macht und Missbrauch in der Kirche Für Rettung und Heilung ist Hilfe von außen nötig

Bonn · Zwei Professoren der Katholischen Theologie an der Uni Bonn geben neues Buch zu Macht und Missbrauch in der Kirche heraus und stellen es in einer Online-Runde vor.

 Digitale Buchvorstellung: Jochen Sautermeister (im Uhrzeigersinn), Andreas Odenthal, Thomas Sternberg und Mary Hallay-Witte.

Digitale Buchvorstellung: Jochen Sautermeister (im Uhrzeigersinn), Andreas Odenthal, Thomas Sternberg und Mary Hallay-Witte.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Ein einfacher Satz in diesem neuen, von den Professoren der Katholischen Theologie der Uni Bonn, Jochen Sautermeister und Andreas Odenthal, herausgegebenen Buch birgt die ganze Tragik sexueller Gewalt an Schutzbedürftigen: „Wenn es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen, braucht es auch ein ganzes Dorf, um es zu missbrauchen.“

Das Buch heißt „Ohnmacht – Macht – Missbrauch“ und enthält die neuesten theologischen Analysen des Problems Machtmissbrauch, das von den Bonner Professoren ausdrücklich nicht als Agieren von Einzeltätern, sondern als systemisch begriffen wird. „Wir bieten eine kritisch-konstruktive Selbstreflexion wissenschaftlicher Theologie als einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des Missbrauchs im Raum der Kirche an“, nennt Sautermeister als interdisziplinäres Ziel.

Odenthal erläuterte jüngst bei der digitalen Buchvorstellung, dass man also den Umgang mit Macht innerhalb der katholischen Kirche analysiere und gefragt habe, welchen Anteil am System die Theologie habe. „Wir können jedoch keine Rezepte für die künftige Priesterausbildung benennen“, sagte Odenthal. Aber man wolle bei den künftigen Amtsträgern ein Problembewusstsein dafür schaffen, wie feinfühlig mit Macht umgegangen werden müsse.

Thomas Sternberg, der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, lobte in der aktuell „aufgeregten und verkürzenden Debatte“ den selbstkritischen Ansatz des Projekts. Nur so könne die Kirche wieder Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Er hoffe, dass beim aktuellen synodalen Weg endlich entsprechende klare Beschlüsse gefasst werden.

Hoffen auf den synodalen Weg

Mary Hallay-Witte vom Institut für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt forderte, dass eine institutionelle Auf­arbeitung die einseitig manifestierte Macht der Kirche entlarven möge, die die Täter sich zunutze machten. „Da ist der synodale Weg der erste richtige Schritt.“

Entscheidend sei immer der Einzelne. Seine Unversehrtheit an Leib und Seele gehöre zu den fest verbrieften Menschenrechten. Sternberg ergänzte, dass gerade die kirchliche Aufarbeitung von Missbrauch wehtun müsse, „weil unser ethischer Anspruch so hoch gesteckt ist.“

Herausgeber Sautermeister resümierte dann aber auch, dass die Kirche die nötige Aufarbeitung nicht allein leisten könne. „Zur Heilung, ja zur Rettung brauchen wir unbedingt auch Hilfe von außen.“

Jochen Sautermeister, Andreas Odenthal (Hgg.): Ohnmacht – Macht – Missbrauch. Theologische Analysen eines systemischen Problems. Herder, 200 S., 38 Euro

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