Psychische Erkrankungen Hier finden Angehörige in Bonn und der Region Hilfe
Bonn · Nicht nur psychisch kranke Menschen brauchen Unterstützung mit ihrer Krankheit, auch ihr Umfeld. Expertinnen und Experten aus Bonn geben Tipps, wo Betroffene Hilfe finden.
Viele Angehörige wären froh, wenn der psychisch kranke Partner oder das psychisch kranke Kind Hilfe in einer Klinik bekommen würde. Das weiß Birgit Esch, Pflegetrainerin an der LVR-Klinik Bonn, aus Erfahrung. „Aber der Weg, bis die Betroffenen hier auf der Station ankommen, ist oft sehr lang und schwer“, so Esch. Bis dahin haben viele Angehörige bereits traumatische Situationen erlebt. Esch berät sie, damit sie einen sinnvollen Umgang mit der Krankheit lernen.
Zunächst einmal gebe sie den Betroffenen Raum, um zu berichten, wie es ihnen geht. „Viele von ihnen geraten in ein Hamsterrad. Sie versuchen, zu helfen, aber die Krankheit verschlimmert sich dadurch manchmal nur“, sagt Esch. Bei einer Depression könne es zum Beispiel die Symptomatik verstärken, wenn das Umfeld zu viele Aufgaben für die kranke Person übernimmt. „Hier in der LVR-Klinik wollen wir versuchen, die Angehörigen aus diesem Hamsterrad rauszuholen“, so Esch. Das geschehe in Einzelgesprächen mit den Angehörigen. Zudem bietet die LVR-Klinik regelmäßig Kurse zu den Themen Depression, Psychose, Bipolare Störung, Borderline-Störung und Stimmen hören an.
Hier sollen die Angehörigen Experten für die Krankheit werden und Taktiken erlernen, die ihnen selbst guttun. „Denn es ist kein Verrat, etwas für sich selbst zu tun. Es ist vielmehr eine Liebeserklärung an den Betroffenen“, sagt Esch. In den Kursen schreiben Teilnehmer beispielsweise Aktivitäten, Personen und Orte auf, die ihnen guttun. „Diese Tankstellen können sie dann regelmäßig aufsuchen, um neue Kraft zu tanken“, so Esch. Im Anschluss an den Kurs können Interessierte an Gesprächskreisen teilnehmen. Weitere Informationen sowie die aktuellen Kursdaten finden sich auf www.klinik-bonn.lvr.de.
Gesprächskreise bietet auch die Offene Beratung der Gemeindepsychiatrie Bonn-Rhein-Sieg an. Einmal im Monat leitet Sozialarbeiter Stephan Wingen eine solche Angehörigenberatung. „Die Psychiatrien sind meist überfüllt, Therapieplätze gibt es kaum. Deshalb müssen die Angehörigen oft am meisten aushalten“, berichtet er aus Erfahrung. Die Treffen seien wichtig, um die richtige Balance zwischen Fürsorge und Selbstschutz zu finden. „Wir wollen gemeinsam herausarbeiten, was jeder einzelnen Person hilft“, fasst Wingen zusammen.
Weitere Hilfsangebote:
■ Hilfe für psychisch Kranke e.V. Bonn/Rhein-Sieg (HfpK): Interessenvertretung für Angehöriger psychisch Kranker, die unter anderem Gesprächskreise anbietet. Telefon: 0228 2891491; Mail: info@hfpk.de.
■ „SeeleFon“ der Familien-Selbsthilfe Psychiatrie: Beratungen am Telefon, Nummer: 0228 71002424.
■ Beratungen des Sozialpsychiatrischen Dienstes Bonn: Telefon: 0228 773819; Mail: sozialpsychiatrischer-dienstbonnde.