Innovativer Studiengang am RheinAhrCampus Wenn Medizin und Physik aufeinandertreffen

Remagen · Um sich mit Röntgenapparaten und Strahlentherapie auszukennen, muss man kein Arzt sein: Die Hochschule Koblenz bietet an ihrem RheinAhrCampus die Ausbildung zum Medizinphysik-Experten an.

 Zum Beispiel Strahlentherapie: Auch Nichtmediziner können lernen, sie korrekt anzuwenden.

Zum Beispiel Strahlentherapie: Auch Nichtmediziner können lernen, sie korrekt anzuwenden.

Foto: picture alliance / dpa/Matthias Hiekel

Wer bei Themen wie Strahlentheraphie und Röntgen an Krankenhaus denkt, liegt damit nicht falsch. Wer allerdings vermutet, dass dort nur Ärzte arbeiten, der schon. Seit einer neuen Vorschrift sind besonders Medizinphysikexperten, sogenannte MPEs, sehr gefragt, denn in jeder Praxis oder Krankenhausstation, auf der Strahlung zum Einsatz kommt, muss eine gesetzliche Mindestanzahl von MPEs beschäftigt sein. Die Ausbildung zum Medizinphysikexperten bieten derzeit deutschlandweit nur 14 Hochschulen an – eine davon ist die Hochschule Koblenz an ihrem Standort RheinAhrCampus in Remagen.

In Kooperation mit der Universität Koblenz-Landau können sich Studierende des Masterstudiengangs Applied Physics nicht nur auf Medizintechnik spezialisieren (andere Schwerpunkte sind Lasertechnik und Optische Technologien oder Material- und Grenzflächenphysik), sondern bereits den Grundkurs  in Strahlenschutz und den Spezialkurs für Strahlentherapie während des Studiums absolvieren, da zwei Mastermodule als Strahlenschutzkurse für MPE anerkannt sind.

„Diese Kurse können ansonsten bei den vom Gesetzgeber zertifizierten Anbietern absolviert werden, die Kosten belaufen sich aber für zwei Kurse, den Grundkurs und einen der Spezialkurse für das jeweilige Gebiet, auf insgesamt zirka 1500 bis 1800 Euro“, sagt Vesna Prokic, Professorin an der Hochschule Koblenz.

Neben einem Masterabschluss in einem naturwissenschaftlichen Fach, Qualifikationen im Bereich der Medizinphysik und den Kursen braucht es auch einen speziellen Sachkundeerwerb. Er umfasst „eine ganztägige praktische Weiterbildung unter Anleitung eines fachkundigen MPEs sowie theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen in der Verwendung oder Anwendung radioaktiver Stoffe oder ionisierender Strahlung mit einer Dauer von mindestens 24 Monaten“.

Voraussetzung, um zum Masterstudiengang Applied Physics zugelassen zu werden (er findet größtenteils am RheinAhrCampus in Remagen statt), zugelassen zu werden, ist ein Bachelor der Fachrichtungen  Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Medizintechnik oder angewandte Mathematik beziehungsweise Informatik.

Die „MPEs“ sind derzeit im klinischen Umfeld sehr gefragt

„Die Inhalte des Masters Angewandte Physik: Schwerpunkt Medizintechnik bereiten auch für die Berufe in der Industrie und Forschung vor, etwa für große Firmen, die Computertomographen oder Röntgengeräte herstellen“, so Prokic.

„Medizinphysikexperten sind derzeit im klinischen Umfeld sehr gesucht“, berichtet Professor Ralph A. Bundschuh, Arzt und Physiker an der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Bonn (UKB). „Neben den Routinetätigkeiten wie Qualitätskontrollen der Geräte, Unterstützung der Ärzte bei der Therapieplanung oder Strahlenschutzüberwachung des Personals bietet das universitäre Umfeld dabei noch besondere Möglichkeiten für einen MPE. So besteht die Möglichkeit, sich an Forschungsprojekten zu beteiligen beziehungsweise eigene Projekte zu definieren.“

„An der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des UKB ergibt sich meist der erste Kontakt – zum Beispiel für Studierende im Masterstudiengang Applied Physics am Campus Remagen – bei extern betreuten Studienphasen direkt mit der Medizinphysikabteilung der UKB-Strahlentherapie“, sagt Fred Röhner, Leitung Medizinische Physik/Strahlentherapie am UKB.

„Auch die Perspektive, nach dem Masterabschluss noch eine naturwissenschaftliche Promotion durchzuführen, bietet für engagierte Kandidaten eine attraktive Motivation. Die Berufsaussichten sowohl im öffentlichen Bereich als auch in privaten Praxen kann man auch langfristig ausgezeichnet nennen, da erst jüngst durch die Neufassung der Gesetzgebung im Strahlenschutz sich ein signifikant erhöhter Personalbedarf manifestiert hat.“

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