Mehr Anerkennung für Pflegeberufe Uni Bonn bietet dualen Studiengang für zukünftige Hebammen an

Bonn · Theorie und Praxis in engem Nebeneinander: Das Bonner Uniklinikum startet seinen dualen Studiengang Hebammenwissenschaft.

Gäste der 13. Bonner Hebammentagung (von links): Brigitte Strizek, Ulrich Gembruch, Gonca Türkeli-Dehnert, Wolfgang Holzgreve, Bernd Weber, Klaus Sandmann, Stefani Schönhardt, Alice Semmler.

Gäste der 13. Bonner Hebammentagung (von links): Brigitte Strizek, Ulrich Gembruch, Gonca Türkeli-Dehnert, Wolfgang Holzgreve, Bernd Weber, Klaus Sandmann, Stefani Schönhardt, Alice Semmler.

Foto: UKB / Wislsperger

In einem Punkt sind sich alle einig, die selber Familie haben: In Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett gibt es kaum eine wichtigere Person als eine gute Hebamme. Und doch sind diese ausgesprochen rar gesät.

Bei der Eröffnung der 13. Bonner Hebammentagung ging die neue Staatssekretärin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Gonca Türkeli-Dehnert, sogar so weit, humorvoll von einer Art „Schwarzmarkt“ zu sprechen. In ihrem Grußwort betonte sie die wichtige Bedeutung der Hebammen hinsichtlich der ganz praktischen Dinge, aber auch in emotionaler Hinsicht – und dies aus ganz persönlicher Erfahrung.

Fehlende gesellschaftliche und auch finanzielle Anerkennung ist ein weit verbreitetes Problem der so wichtigen Pflegeberufe – und das, obwohl jeder, der mit ihnen zu tun hat oder hatte, ihre Arbeit sehr schätzt. In Bonn geht man seit dem neuen Semester nun einen Schritt in die richtige Richtung, indem man die Pflegeberufe akademisiert.

„Bonn ist hierfür ein ganz außergewöhnlicher Standort“, sagt der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Bernd Weber: „Hier ist die enge Verzahnung von akademisch-theoretischem Studium und ganz praktischer Ausbildung möglich.“ Die Universität Bonn sei neben Aachen, Köln und Münster eine von vier Universitäten in NRW, die mit der Einführung des Studiengangs Hebammenwissenschaft einen ersten Schritt gehen, die Pflegeberufe zu akademisieren.

Zeichen der Wertschätzung: Die Studentinnen werden bezahlt

Die diesjährige Bonner Hebammentagung stand ganz unter dem Motto des neuen Studiengangs. 24 Studentinnen – tatsächlich ausschließlich Frauen – haben in diesem Semester das Bachelor-Studium aufgenommen, 30 weitere Studentinnen konnten ob ihrer Vorerfahrung bereits ins dritte Semester eingestuft werden.

Der Studiengang ist extrem praxisorientiert und auch in den theoretischen Teilen eher mit Simulationen verbunden als mit trockenen Vorlesungen. „So spielt sich das Studium größtenteils am UKB ab, um unseren Hebammen weiterhin die größtmögliche Sicherheit der praktischen Berufsausübung und unseren werdenden Müttern eine optimale Versorgung mitzugeben“, sagt Professor Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikum Bonn (UKB). Anreiz und Zeichen der Wertschätzung: Die Studentinnen werden schon während der Ausbildung bezahlt.

Im Laufe des Nachmittags folgten auf die Grußworte zum Start des Studiengangs dann Vorträge über die Hebammenausbildung im historischen Kontext (Alice Semmler, Leitende Hebamme), Informationen zum neuen Studiengang, außerdem fachspezifische Beiträge zum Simulationstraining in Geburtshilfe und Perinatologie (Professorin Brigitte Strizek).

Zum Programm gehörte auch ein Forschungsbericht zum Hebammengeleiteten Kreißsaal (Professorin Waltraut Merz), der 2009 am UKB etabliert wurde: Er ist für Schwangerschaften gedacht, die ohne Probleme verlaufen und soll bald auch national etabliert werden. Schließlich referierte Barbara Widmayer über geburtshilfliche Allergieprävention.

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