Vortrag an der Alanus Hochschule Diese Effekte hat ein Waldspaziergang

Alfter · Neue Folge der GA-Ringvorlesung „Lust auf Wald“: Die Kunsttherapeutin Eva Paul von der Alfterer Alanus Hochschule spricht über die Effekte eines Waldspaziergangs – sei es in der Realität oder in der Vorstellung.

 Wenn im Herbst die bunten Blätter im Regen rascheln, erfährt der Mensch die Schönheit des Waldes mit allen Sinnen.

Wenn im Herbst die bunten Blätter im Regen rascheln, erfährt der Mensch die Schönheit des Waldes mit allen Sinnen.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Wer Eva Paul nach ihren eigenen positiven Erfahrungen mit und im Wald fragt, bekommt gleich mehrere Antworten. Eine davon: Vor gut zwei Jahren im Herbst ging die Dekanin des Fachbereichs Künstlerische Therapien und Therapiewissenschaf an der Alanus Hochschule mit ihrer erwachsenen Tochter spazieren.

Am Hohen Meißner, einem kleinen Mittelgebirge in Hessen, kamen die beiden Frauen auf die Idee, sich auf den einladenden und bunten Blätterboden zu legen. „Das war wunderschön. Wir kamen zur Ruhe und waren einfach glücklich und entspannt“, erinnert sich die 57-Jährige.

Andere Erfahrungen von ihr liegen weiter zurück. Aufgewachsen im fränkischen Roßtal, besuchte sie als Jugendliche regelmäßig Freunde, die in der dortigen „Kernmühle“ wohnten. Auf dem Rückweg mussten sie und ihre Freundin nachts ein Stück durch den dunklen Wald laufen.

Dabei hatten sie immer ein mulmiges Gefühl, waren aber hinterher froh und fühlten sich stark, als sie es geschafft hatten. „Wie in vielen Märchen bedeutete der Wald für uns das Unbekannte, vor dem man die Angst verliert, indem man es kennenlernt und überwindet“, erklärt die Professorin für Kunsttherapie.

Als ihr Alanus-Kollege, der Kunsthistoriker Maurice Saß, sie fragte, ob sie sich an der öffentlichen Ringvorlesung der Hochschule „Lust auf Wald“ (mit dem General-Anzeiger als Kooperationspartner) beteiligen wollte, zögerte sie zunächst. Eigentlich fehlte ihr – wie jedem und überall im Moment – die Zeit.

Aber dann sagte sie doch zu und gestaltet nun am Montag, 5. Dezember, einen Vortragsabend (Foyer des Alanus-Campus II, Villestraße 3 in Alfter) unter dem Titel „Waldbaden? Kunsttherapeutische Perspektiven auf Dr. Wald“. Die musikalische Begleitung am Klavier übernimmt Rahel Stütz, eine Bachelor-Absolventin des Studiengangs Kunsttherapie – Sozialkunst.

Dass ein Waldspaziergang guttut, glaubt sie durchaus.
Dass es dazu einen Modebegriff braucht, glaubt sie nicht.

In ihrem Vortrag streift Paul verschiedene Studien, die die heilsame Wirkung von Waldspaziergängen, unter anderem bei Bluthochdruck und Stressempfinden, untersucht haben. „Waldbaden“ heißt das Phänomen, das ursprünglich aus Japan kommt, und das nun auch viele Gesundheitsratgeber, Achtsamkeitsexperten und Wellness-Hotels hierzulande empfehlen und anbieten.

Das Konzept kurz zusammengefasst: Beim Waldbaden, also dem stillen Eintauchen mit allen Sinnen in einen Waldspaziergang, findet der gestresste Mensch zu sich selbst. Dabei helfen die Bewegung, aber auch die besonderen Gerüche und Geräusche, die im Wald zu erleben sind.

Mit diesem Konzept kann sich Paul, die als Psychologin in Ottersberg (Niedersachsen) auch schon mit verhaltensauffälligen Jugendlichen im Wald gearbeitet hat, durchaus anfreunden. Dass es dazu unbedingt den Mode-Begriff des Waldbadens braucht, glaubt sie hingegen nicht.

Genauso wenig, dass man nur dann die positive Wirkung des Waldes empfinden kann, wenn man auch wirklich dort spazieren geht. „Es reicht auch, sich den Waldspaziergang vorzustellen, und bei geschlossenen Augen innere Bilder entstehen zu lassen, um die beruhigende Wirkung zu spüren“, sagt sie. Ob das funktioniert, möchte sie bei ihrem Vortragsabend mit den Besucherinnen und Besuchern ausprobieren.

Der Vortrag von Eva Paul mit Musik von Rahel Stütz beginnt am 5. Dezember um 19.15 Uhr. Den letzten Abend der Reihe „Lust auf Wald“ (12. Dezember) gestaltet Benedikt Stahl: „Lust auf Bauen. Über Architektur am, im und mit Wald“.

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