Forschung an der Uni Bonn Wie prägt Corona den öffentlichen Raum?

Bonn · Ein neues Forschungsprojekt der Professur für Städtebau der Uni Bonn startet mit Umfragen. Das Ziel ist die Stärkung der Resilienz von Städten und Gemeinden gegenüber Pandemien.

 Beliebte Oase in der Stadt: Der Botanische Garten der Uni Bonn.

Beliebte Oase in der Stadt: Der Botanische Garten der Uni Bonn.

Foto: Theo Kötter

Fast nichts ist mehr so wie es noch vor rund anderthalb Jahren war. Die Corona-Krise hat nicht nur große Teile des privaten, sondern auch des öffentlichen Lebens in den Städten und Gemeinden auf den Kopf gestellt. Genau dort setzt ein neues Forschungsprojekt der Universität Bonn an.

Im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung und des Innenministeriums untersucht ein Team um Theo Kötter, Professor für Städtebau und Bodenordnung vom Institut für Geodäsie und Geoinformation, die Auswirkungen der Pandemie. Dafür gibt es eine Fördersumme von rund einer Viertelmillion Euro.

Die Wissenschaftler wollen unter anderem folgenden Fragen nachgehen: Wie hat sich die Nutzung der Straßen, Parks und Bahnhöfe in den Städten verändert? Welche langfristigen Effekte gibt es? Wie lassen sich öffentliche Räume planen und gestalten, damit sie trotz der Krise funktionsfähig und attraktiv bleiben? Und hatten/haben die Menschen in Lockdown- und Homeoffice-Zeiten überhaupt die Möglichkeit, sich in Wohnortnähe auch mal im Grünen aufzuhalten? Gibt es diesen öffentlichen Raum – quantitativ und qualitativ – in ausreichendem Maße?

Dabei haben die Wissenschaftler besonders sehr dicht besiedelte Wohnquartiere im Blick. Bald beginnt das Team mit seinen Befragungen und bittet Bürgermeister beziehungsweise Dezernenten für Stadtentwicklung aus 30 Städten und Gemeinden bundesweit um Antworten.

Umfragen in 30 deutschen Städten und Gemeinden

Auch Vereine, örtliche Initiativen, Sozialverbände und Unternehmen stehen auf der Liste der Adressaten. Bonn ist im Gegensatz zu etwa Bergkamen und Bad Oeynhausen in der ersten Runde nicht dabei, steht aber auf der Nachrückerliste.

Obwohl die Bundesstadt noch nicht im Fokus der Forscher steht, kann Kötter bereits ein prägnantes Beispiel aus ihr nennen, wie die Pandemie den öffentlichen Raum verändert hat: Um mehr Abstand unter den Fußgängern auf der Beueler Einkaufsmeile (Friedrich-Breuer-Straße) zu ermöglichen, stehen nun Pöller, wo sich zuvor noch Parkplätze befanden.

„Ziel des Projektes ist es, Erkenntnisse zur Stärkung der Resilienz von Städten und Gemeinden gegenüber Pandemien zu gewinnen“, sagt Kötter. Und da Resilienz (ein in der Psychologie gern verwendeter Begriff für die Fähigkeit, schwierige Situationen einigermaßen unbeschadet zu überstehen) häufig etwas mit Anpassung zu tun hat, betrachten die Wissenschaftler auch dies: Welche Anpassungen in Sachen Stadtplanung und -entwicklung, Quartiersmanagement und Digitalisierung erweisen sich zur Bewältigung der Corona-Krise als günstig?

Da all dies derzeit wohl noch niemand beantworten kann, planen Kötter und sein Team eine weitere deutschlandweite Befragung – in knapp zwei Jahren, nach weiteren Erkenntnissen über die Pandemie und den Umgang mit ihr.

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