2004
Viele Jahre haben so etwas wie eine Überschrift - das Jahr der sommerlichen Temperatur-Rekorde etwa oder das Jahr der Bundestagswahlen. Vielleicht auch das Jahr einer Fußballweltmeisterschaft. Für 2004 schien es eine solche Überschrift lange Zeit nicht zu geben, weil nichts, sei es nun erfreulich oder schrecklich, aus ihm wirklich herausragte.
Gewiss, auch in diesem Jahr wurden wir von Krieg und Terror nicht verschont. Vor allem in Afrika und Asien kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Madrid und Beslan wurden zu Schauplätzen terroristischer Mordlust. Aber dies war eben nicht das Jahr des 11. September, auch nicht das Jahr, in dem der dritte Irak-Krieg begann. Kein Ereignis schien diesem Jahr wirklich seinen Stempel aufzudrücken. Bis an seinem Ende ein Seebeben im Indischen Ozean jene alles verschlingende Flutwelle auslöste, der in Thailand und Sri Lanka, Indien und Indonesien Zehntausende von Menschen zum Opfer fielen.
2004 - das Jahr der großen Flut. Kein anderes Ereignis hat das Jahr stärker geprägt. Wir haben Olympische Spiele in Griechenland erlebt und eine Fußball-EM in Portugal. George W. Bush wurde im Präsidentenamt bestätigt. Der Tod von Jassir Arafat erschütterte Palästina und begründete gleichzeitig die Hoffnung auf eine friedliche Nahost-Lösung. Die EU verhandelt mit der Türkei. Das Jahr brachte mit Hartz IV und anderen Reformen bedeutsame politische Entscheidungen.
Die CDU feierte beeindruckende Wahlerfolge und musste doch erkennen, dass die Fortsetzung ihrer Siegesserie keineswegs selbstverständlich ist. Horst Köhler wurde Bundespräsident. Für Bonn und die Region gab es 2004 eine Zäsur: Die finanzielle Hilfestellung, die der Bund beim Strukturwandel geleistet hat, ist in diesem Jahr ausgelaufen.
Eine erste Bilanz zeigt: Stadt und Umland haben den "Berlin-Umzug" gut verkraftet. Krise bei Karstadt, Krise bei Opel, drastisch gestiegene Ölpreise - das alles haben wir von 2004 noch im Kopf. Auch den mit "Big Brother" und "Holt mich hier raus!" ausgebrochenen Fernseh-Lagerkoller. Aber den Abschied von Inge Meysel, der "Mutter der Nation"? Den Tod von Peter Ustinov und Marlon Brando? Die folgenden Seiten rufen unsere Erinnerung wach: Das war 2004.
War das 2004? Natürlich nicht. Jeder hat das Jahr anders erlebt. Wir werden es vor allem an dem messen, was in der Familie, im Freundeskreis, im Beruf geschah. Für die einen hielt dieses Jahr Gutes bereit, für andere dagegen Schmerzliches. Allen ist für 2005 Glück, Zuversicht und Selbstvertrauen zu wünschen.