Kommentar Abschied mit Respekt

Daraus, dass er keine zweite Amtszeit anstrebt, hat Jürgen Fohrmann, seit 2009 Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität - immerhin zweitgrößter Arbeitgeber in Bonn - nie ein Hehl gemacht.

Nun, wo der Germanist ernst macht und seinen Rückzug aus der Chefetage bekannt gegeben hat, ist der Schreck dennoch groß: Der 60-Jährige hat seinen Posten, darüber herrscht weitgehend Einigkeit, so gut ausgefüllt, dass man sich einen anderen an seiner Stelle gar nicht vorstellen mag. In seine Amtszeit fallen die Wiedereinführung der Lehrerausbildung und eine Schärfung des Profils als Wissenschaftsstadt, genannt seien die jüngste Kooperationsvereinbarung mit der Stadt und die neue Abteilung Wissenschaftsforschung.

Die reine Freude hat Fohrmann in den vergangenen fünf Jahren als Rektor aber nicht erlebt. Die Universität leidet unter Sparzwang, an staatlicher Finanzierung hapert es; allein der Sanierungsstau an den Gebäuden beläuft sich auf mindestens 800 Millionen Euro. Gleichzeitig, so die Meinung der Hochschulrektoren, gängelt das Land die Universitäten zusätzlich mit Auflagen im neuen Hochschulzukunftsgesetz. Und auch die jüngsten Auseinandersetzungen mit dem Collegium musicum werden an Fohrmann nicht spurlos vorbeigegangen sein.

Was auch immer den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben haben mag, zwei Dinge sind klar: Jürgen Fohrmanns Wunsch, sich künftig wieder verstärkt der Wissenschaft zu widmen, ist zu respektieren. Und auf seinen Nachfolger warten große Herausforderungen.

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