Autoren Braun und Schumacher stellen steinige "Bonner Ansichten" vor

"Führer zu den Fassaden der Bundesstadt" - Natursteine prägen das Bild der Stadt

Autoren Braun und Schumacher stellen steinige "Bonner Ansichten" vor
Foto: Uni Bonn

Bonn. Weißer Carrara-Marmor aus Italien, grau-braun gesprenkelter Granit aus der Ukraine, Labrador dunkel aus Norwegen und beiger Migmatit aus Brasilien: Ein Spaziergang durch die Stadt hat etwas von einer Weltreise.

So jedenfalls war es für Renate Schumacher, Leiterin des Mineralogischen Museums, und Ingo Braun, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Mineralogisch-Petrologischen Instituts der Universität Bonn, die für ihr Buch "Bonner Ansichten" vor gut einem Jahr gemeinsam auf Entdeckungstour gegangen sind und jetzt ihren "Führer zu den Fassaden der Bundesstadt" veröffentlicht haben.

Vom Fußboden bis zur kompletten Außenverkleidung: Natursteine prägen das Bild der Städte. Auch wenn ihnen meist längst nicht so viel Beachtung geschenkt wird, wie sie eigentlich verdienen. "Die meisten Menschen laufen daran vorbei. Uns ging es vor der Arbeit an unserem Buch ja oft ganz ähnlich", erinnert sich Braun.

Anstoß dazu gab eine Ausstellung im Juni 2006 im Bonner Stadthaus. Wobei die Arbeit an dem Buch selbst schließlich doch weitaus mehr Zeit in Anspruch nahm als zunächst vermutet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es immer wieder neue steinerne Schätze im Bonner Stadtgebiet zu entdecken gab.

Zwei Rundgänge stellen Renate Schumacher und Ingo Braun ihren Lesern vor. Der erste führt vom Kaiserplatz über den Münsterplatz, das Sterntor, den Friedensplatz und entlang der "Bonner Bankenmeile" bis zum Hauptbahnhof, umfasst 15 Stationen auf 1,7 Kilometern und nimmt etwa eineinhalb Stunden in Anspruch. Der zweite ist mit zwölf Stationen auf 1,1 Kilometer in einer guten Stunde zu schaffen. Beide zeigen die Vielfalt der in Kirchen, Bankhäusern, Geschäften und Gaststätten verwendeten Natursteine.

So dürfte, wer im Hauptbahnhof unterwegs ist, auf dem Weg von einem Bahnsteig zum nächsten kaum einen Blick übrig haben für die beigefarbenen Marmorleisten von der Insel Naxos. Wohingegen das Bonner Münster ein anschauliches Beispiel dafür bietet, dass über Jahrhunderte vor allem einheimisches Gestein wie Basalt, Trachyt und Tuff aus dem Siebengebirge und der Eifel verwendet wurde, während heute die Globalisierung auch im Handel mit Naturstein Einzug gehalten hat.

Der Beweis dafür liegt dem Münster direkt zu Füßen. Handelt es sich bei dem für die Skulpturen der Stadtpatronen Cassius und Florentius verwendeten Stein doch um Granit aus einer Provinz im Norden Thailands. Jede Station der beiden Rundgänge bekommt ein eigenes Kapitel. Darin werden die Gebäude und Gesteine zunächst so beschrieben, wie der Betrachter sie auf den ersten Blick wahrnimmt.

Daran anschließend beschreiben die Autoren Herkunft, Entstehung und typische Eigenschaften der Gesteine. Die Detailfotos gleichen mitunter abstrakter Kunst und bieten so einen außergewöhnlichen Blick auf das Baumaterial in Bonn sowie auch in anderen Städten.

Eine Einführung zur gängigen Untersuchungsmethode der Dünnschliffmikroskopie, das Kapitel "Der Kreislauf der Gesteine" und ein Glossar runden das Buch ab, das sich ebenso an das Fachpublikum sowie vor allem auch an interessierte Laien wendet.

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