Natürliche Vielfalt und das Problem der Wolfshybriden Bei Abschuss 15 Jahre Haft

Von Grauwölfen, italienischen Wölfen, Polarwölfen, Problemwölfen, Jungwölfen und Mischwölfen. Das Raubtier passt sich perfekt seiner Umwelt an – innerhalb und außerhalb Europas.

   Schön, aber gefährlich:       Wolfshybriden sind Mischlinge zwischen Wolf und Hund, aber als Haustier ungeeignet. In Freiheit können sie zudem den Genpool der „echten“ Wölfe durcheinanderbringen-

Schön, aber gefährlich: Wolfshybriden sind Mischlinge zwischen Wolf und Hund, aber als Haustier ungeeignet. In Freiheit können sie zudem den Genpool der „echten“ Wölfe durcheinanderbringen-

Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Swen Pförtner

Der Wolf streunt als Beutegreifer durch Wald und Steppe, durch Gebirge und Ebene. Es gibt weiße, schwarze, graue und braune Wölfe; ferner gemischtfarbige, feingliedrige mit kurzen Haaren und stattliche mit üppigem Fell. Ihr Gewicht variiert zwischen 13 und 80 Kilo.

In Europa lebt der Eurasische Grauwolf: Canis lupus lupus. Er hat unser Bild vom graubraunen Wolf geprägt. Ursprünglich war er auch in Russland, China und sogar im Himalaja und in Korea verbreitet. Seine Erkennungsmerkmale sind helle Färbungen seitlich des Fangs, an den Innenseiten des Ohrs und an Beinen und Bauch. Außer dem Eurasischen Wolf existiert noch eine Wolfsart in Italien: Canis lupus italicus. Der kleinere italienische Wolf, den ein graubraunes Fell und eine schwarze Färbung an den Vorderläufen kennzeichnet, lebt heute wieder im Apennin und in den italienischen Alpen.

Der Hauptfeind des Polarwolfs ist der Klimawandel

Ein besonders schönes Exemplar ist der Polarwolf: Canis lupus arctos. Seine Heimat sind die Eisfelder Kanadas und die grönländische Küste. Im Gegensatz zu seinen Artgenossen hat ihm der Mensch weniger zugesetzt. Sein heftigster Feind ist der Klimawandel. Schneehasen, Karibus und Moschusochsen werden weniger und damit auch die Beutevielfalt für den schneeweißen Räuber.

Wie viele Wölfe verträgt Deutschland? Die Obergrenze liegt bei 4500 Tieren. Ein Rudel, das aus den Eltern und ihrem Nachwuchs besteht, braucht ein etwa ein 300 Quadratkilometer großes Revier. Ziel ist eine stabile Wolfspopulation. Das Bundesnaturschutzgesetz, flankiert vom EU-Artenschutzrecht, bewahrt die Wölfe vor der Jagd. Wer dennoch einen erlegt, begeht eine Straftat, die mit einer Geldbuße oder bis zu 15 Jahren Gefängnis geahndet wird.

Sind genügend Wildschweine, Rehe und Rotwild vorhanden, dürften sich die Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere in Grenzen halten: Die sind für sie nicht Lieblings-, sondern Zufallsmahlzeit. Hindernisse bei der Jagd mögen die Beutegreifer nicht. Gefahren weichen sie aus. Sind die Kleinsäuger jedoch leichte Beute, kommt der Wolf mitunter auf den Appetit. Dann berichten die Medien über einen „Problemwolf“. Doch tötet er Weidetiere nicht aus Aggression, sondern zum Nahrungserwerb.

Die Wolfseltern jagen und bringen den nach acht Wochen nicht mehr gesäugten Jungen Fleisch mit. Wird der Nachwuchs kräftiger, führen die Leitwölfe ihn spielerisch an Jagdtechniken heran, bis sie sie auf ihren Beutezügen begleiten können. Die Beute wird in Angst versetzt, dann verletzt und per Biss in die Kehle getötet. Manchmal jagt und tötet ein Wolf mehr Tiere als er fressen kann. Auch vor Aas macht er nicht Halt. Berichte über Feldzüge erzählten in früheren Jahrhunderten von Wölfen, die sich über Gefallene hermachten. In menschlichen Augen betrieben sie Leichenfledderei und brachten so die kulturelle und moralische Ordnung durcheinander.

Wölfe und Menschen meiden einander, so lange und wo immer es möglich ist

Um die 70 Kilometer legen Wölfe am Tag zurück. Ihr Heulen bedeutet Suchen. Begegnungen zwischen Mensch und Wolf sind äußerst selten. Denn Schüchternheit steckt gleichsam in den wölfischen Genen. Den Menschen will der Eigenbrötler nicht in seinem Territorium haben. Er hat sogar Angst vor ihm. Der Wolf bemerkt den Menschen, lange bevor dieser ihn erblickt. Fast immer sind es Jungtiere, die den menschlichen Geruch interessant finden. In dem Fall: ruhig bleiben und sich langsam zurückziehen. Gefährlich sind tollwütige Wölfe, die ihre Distanz zum Menschen aufgeben. In einem solchen Fall ist ein genehmigter Abschuss die Ultima ratio.

Vorsicht ist bei auch bei Hybriden angebracht, den Kreuzungen aus Hund und Wolf. Eine Züchterin erzählt, gerade Frauen seien von den schönen Wolfshunden fasziniert. Hinter ihrer Vorliebe verbirgt sich wohl der Traum von einem Hauch Wildnis auf dem heimischen Sofa. Doch der Trend, Wölfe durch Hybridisierung zu Haustieren zu machen, birgt Gefahren. Sie sind und bleiben Wildtiere, die das Rudel lieben. Zurück bleiben überforderte Besitzer und kaum zu bändigende Tiere, deren Zerstörungswut legendär ist. Naturschützer lehnen Hybriden auch deswegen ab, weil die Mischlinge den Genpool der Wölfe verwässern.

Die Züchtung von Wolfshybriden birgt Probleme

Ein heftiger Streit ist über die heikle Frage entbrannt, ob Wolfshybriden nicht nur in den Gehegen der Züchter leben, sondern auch bereits in der freien Natur. Dem Senckenberg-Institut zufolge sind erst zwei Fälle bekannt. Diesem Befund widerspricht die Hamburger Forensische Genetik und Rechtsmedizin am Institut für Hämatopathologie, die andere Nachweismethoden verwendet. In der Grauzone des Internets blüht der lukrative Handel mit den Mischlingen. Eingeschmuggelte Welpen aus Osteuropa finden illegal ihre neuen Besitzer, die meist nicht ahnen, welche Entwicklung ihr „Überraschungspaket“ nehmen kann.

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