Alternativer Nobelpreis Bonn ist Hauptsitz des Right Livelihood Awards

BONN · Seit 1980 wird der Award an Menschen oder Organisationen verliehen, die sich für die Entwicklung und Umsetzung beispielhafter Lösungen für aktuelle Probleme der Menschheit einsetzen. Und seit gestern ist das Sekretariat, also der Hauptsitz des Alternativen Nobelpreises, in Bonn.

 Auch Kakao-Anbau in Venezuela gehört zu den Projekten des Right Livelihood Colleges.

Auch Kakao-Anbau in Venezuela gehört zu den Projekten des Right Livelihood Colleges.

Foto: ZEF

Wenn Divya Swaminathan von ihrer Arbeit erzählt, ist ihr die Begeisterung anzumerken. Die Inderin ist eine der vier Doktoranden, die am Right Livelihood College in Bonn, gefördert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), ihren Studien nachgehen und Workshops besuchen.

Zu der Idee des Netzwerkes des Alternativen Nobelpreises gehört aber auch die Arbeit vor Ort. In Swaminathans Fall heißt das Forschung und Arbeit in Indien zum Thema Landnutzungsänderung und Waldnutzung, unterstützt von dem dortigen Alternativen Nobelpreisträger Hanumapa Sudarshan.

Denn der Right Livelihood Award, der Alternative Nobelpreis, hat sich "richtige Lebensweise" auf die Fahnen geschrieben, wie die Übersetzung lautet.

Eine zügige Entwicklung. Erst 2011 war das Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität zum Campus des Right Livelihood Colleges (RLC) geworden, damals der dritte insgesamt. Inzwischen gibt es sieben dieser Colleges, verteilt auf sämtliche Kontinente - eine Erfolgsgeschichte, wie Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gestern bei der feierlichen Eröffnung des Sekretariats im Alten Rathaus anmerkte.

Wie das College wird auch das Sekretariat im ZEF an der Walter-Flex-Straße untergebracht sein. Konkret ändert sich: das Namensschild. Und Till Stellmacher kann sich nun mit seiner ganzen Arbeitskraft der Organisation von Workshops und der Vernetzung der RLC-Projekte widmen.

Denn die Bonner Universität steuert eine halbe Stelle zu der bislang halben Stelle bei, die das ZEF der Arbeit für den Alternativen Nobelpreis eingeräumt hatte. Neben der Internationalität Bonns und seinem guten Ruf als Wissenschaftsstandort liegt denn auch im Finanziellen ein Grund für den Umzug: Die Universität in Penang, Malaysia, hatte die Förderung des Campus eingestellt, ein neuer Standort für den Hauptsitz musste her, wie ZEF-Sprecherin Alma van der Veen erläuterte.

Und: Neben jährlichen 150 000 Euro vom DAAD gibt es nun eine Zuwendung der Boschstiftung in Höhe von 250 000 Euro für zweieinhalb Jahre, mit der die Zusammenarbeit der Colleges koordiniert und gemeinsame Forschungsprojekte initiiert werden sollen.

Acht bis zehn Monate verbringen Doktoranden wie Divya Swaminathan in Bonn oder einem der anderen sechs Right Livelihood Colleges, anschließend betreiben sie praktisch orientierte Forschung in ihren Heimatländern, unterstützt von den dortigen Laureaten, also Alternativen Nobelpreisträgern - eine Zusammenarbeit, die allen Beteiligten und vor allem der Sache, in der Regel Projekten der nachhaltigen Entwicklung, nutzt, wie Till Stellmacher findet.

Der Geograf und Agrarwissenschaftler hat selbst über Kleinbauern in Äthiopien promoviert, weiß, wie sich die Arbeit mit den Menschen vor Ort gestaltet: "Das ist nicht wie Kernphysik."

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