Pioniere der Alzheimer-Forschung Bonner Ehepaar Mandelkow erhält Auszeichnung für Lebenswerk

Boston/Bonn · Die US-amerikanische Alzheimer-Gesellschaft hat Dr. Eva-Maria und Professor Eckhard Mandelkow vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und dem Forschungszentrum caesar ausgezeichnet. Das Ehepaar erhielt den "2013 Khalid Iqbal Lifetime Achievement Award" für seine Rolle als Pioniere in der Erforschung des Tau-Proteins in der Alzheimer-Forschung.

 In Boston ausgezeichnet: Eva-Maria und Eckhard Mandelkow.

In Boston ausgezeichnet: Eva-Maria und Eckhard Mandelkow.

Foto: GA

Den Preis nahm die beiden Bonner bei der "Alzheimer's Association International Conference (AAIC 2013)" in Boston entgegen. Maßgebliche Fortschritte in der Alzheimer-Forschung haben Eva-Maria und Eckhard Mandelkow mit ihrem Team durch Untersuchungen eines Proteins namens Tau erzielt.

Es ist die Grundsubstanz sogenannter Neurofibrillen - winzigen Protein-Ablagerungen, die sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten ansammeln. Im Normalzustand festigt Tau das Zellskelett von Nervenzellen; insbesondere stabilisiert es die Transportwege, entlang derer Substanzen innerhalb der Zellen befördert werden. Schon sehr früh in der Alzheimer-Erkrankung aber verändert sich das Tau-Protein, löst sich vom Zellskelett und legt sich zu Klumpen zusammen.

Seit den 1990er Jahren erforscht das Ehepaar dieses Protein. Dabei war lange Zeit nicht klar, dass das Tau-Protein eine wichtige Rolle bei der Alzheimer-Erkrankung spielt. "Damals hätte niemand gedacht, dass Tau eine solch elementare Bedeutung für die Krankheit hat. Wir haben diesen Ansatz aber weiterverfolgt, weil wir an der Rolle von Tau in den Nervenzellen interessiert waren", so Eva-Maria Mandelkow.

In wegweisenden Studien haben sie und ihr Mann gezeigt, warum das Tau-Protein im Gehirn verklumpt und welche Abschnitte der Molekülstruktur dafür entscheidend sind. Diese Erkenntnisse erlaubten es dem Forscherpaar, genauer zu untersuchen, welche Folgen die Verklumpung des Tau-Proteins für die Nervenzellen hat. Das Ergebnis: Abwandlungen des normalen Tau zerstören die Synapsen der Nervenzellen. Das zeigen beispielsweise Studien an Mäusen.

Eckhard Mandelkow hält eine wirkungsvolle Therapie bei Alzheimer für möglich. "Entscheidend ist nach meiner Auffassung, dass die Behandlung früh genug beginnt. Viele der heutigen Therapieansätze könnten daran gescheitert sein, dass sie zu spät einsetzen. Denn üblicherweise wird eine Erkrankung erst dann erkannt, wenn typische Symptome wie Erinnerungsstörungen offensichtlich sind. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gehirn aber schon stark geschädigt."

Jüngst hat das Forscherpaar 200.000 Substanzen untersucht, um Wirkstoffe gegen die Verklumpung von Tau zu finden. Manche davon erwiesen sich als mögliche Kandidaten für Medikamente. Ihre Wirkung soll nun weiter erforscht werden.

Das Ehepaar Mandelkow

Professor Eckhard Mandelkow hat Physik studiert und am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg über die Struktur von Virusproteinen promoviert. Bei einem Forschungsaufenthalt an der Brandeis University (USA) befasste er sich bereits mit Proteinen des Zellskeletts.

Er fokussierte sich auf die Erforschung der Struktur und Funktion von Proteinen der Nervenzellen, speziell von Motor-Proteinen, Tau-Proteinen und ihren krankhaften Veränderungen während der Neurodegeneration. Er leitet die Arbeitsgruppe "Strukturprinzipien der Neurodegeneration" am DZNE/caesar in Bonn.

Dr. Eva-Maria Mandelkow hat Medizin studiert, arbeitete mehrere Jahre in der Klinik und schlug dann eine Laufbahn in der Grundlagenforschung ein. Sie promovierte am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg über Muskelphysiologie.

Es folgten Forschungsaufenthalte an der Brandeis University (USA), am Scripps Research Institute (USA) und am MRC Laboratory in Cambridge (Großbritannien), bei denen sie sich mit Proteinen des Zellskeletts beschäftigte. Eva-Maria Mandelkow leitet die Arbeitsgruppe "Zell- und Tiermodelle der Neurodegeneration" beim DZNE/caesar in Bonn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort