Bonner Forscher "fälschen" Schmuckstück

Repliken dienen als Untersuchungsproben

Bonn. (sj) Die Nachahmung ist detailliert dokumentiert - von den ersten Skizzen bis zur fertigen reich verzierten Brosche. Die "Fälscher" sind Forscher der Universität Bonn und spürbar stolz auf ihr Werk. "Sieht doch ganz naturgetreu aus, nicht wahr? Auch wenn wir statt einer echten Perle eine synthetische aus dem Baumarkt genommen haben", erklären der Bonner Kristallograph Professor Armin Kirfel und der Leiter der Feinmechanikwerkstatt Herbert Phiesel.

Ihre Mitarbeiter im Mineralogisch-Petrologischen Institut haben die Replik aus Gold, Silber, Kupfer, Eisen und einem Almandinkristall angefertigt. Das unermesslich wertvolle Vorbild lagert im Ungarischen Nationalmuseum in Budapest. Vor mehr als vierzehnhundert Jahren mag die Brosche die Brust eines Merowinger-Fürsten geziert haben.

Noch immer rätseln die Forscher, wie das Schmuckstück genau hergestellt wurde. Wissenschaftler aus fünf europäischen Ländern versuchen, diese Frage zu beantworten. In Deutschland sind die Universitäten Köln und Bonn in das Projekt namens "Ancient Charm" eingebunden. Die Projektpartner wollen eine neue Methode entwickeln, um in das Innere von wertvollen archäologischen Funden oder kunsthistorischen Objekten zu schauen, ohne sie auch nur im geringsten zu beschädigen.

Die EU fördert die Kooperation mit fast zwei Millionen Euro. "Wir wollen die Stücke mit verschiedenen Verfahren durchleuchten und so im Computer ein dreidimensionales Abbild konstruieren", erläutert Kirfel. Daraus wollen dann die Wissenschaftler auf das Innere der Funde, also ihre Materialzusammensetzung, schließen.

Schon seit längerem beschießen Archäologen ihre Funde mit Strahlen, um ihren Geheimnissen auf die Schliche zu kommen. Ancient Charm will nun mehrere Verfahren kombinieren und so die Nachteile der Einzelmethoden überwinden.

Die Wissenschaftler gehen kein Risiko ein: Bevor sie ihre Methoden auf unersetzliche Originale loslassen, erproben sie sie zunächst an Kopien. Das ist auch der Grund, warum Kirfel und seine Mitarbeiter sich als "Fälscher" betätigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort