Bonner Forscher knacken Stammzellensperre

Forscher der Universität Bonn haben nach eigenem Bekunden Unmögliches vollbracht: Sie programmierten Zellen des Mutterkuchens (Plazenta) zu embryonalen Stammzellen um. Der Beweis sind schwarz-weiße Mäuse, die aus diesen Zellen heranwuchsen.

Bonn. (sj) Forscher der Universität Bonn haben nach eigenem Bekunden Unmögliches vollbracht: Sie programmierten Zellen des Mutterkuchens (Plazenta) zu embryonalen Stammzellen um. Der Beweis sind schwarz-weiße Mäuse, die aus diesen Zellen heranwuchsen.

Das Team um Professor Hubert Schorle fügte vier Gene in die Plazentazellen ein und versetzte sie so in ein Embryonalstadium zurück - obwohl ihnen das ein internes Zellprogramm eigentlich strengstens verbietet. "Nach der Befruchtung und den ersten Zellteilungen findet schon sehr früh eine Differenzierung statt", erläutert Schorle. Aus einigen dieser Zellen entsteht in der Gebärmutter der Embryo mit all seinen verschiedenen Organen und Geweben.

"Andere Zellen hingegen bilden die Plazenta, sie sind darauf programmiert, in die Gebärmutter einzuwandern und Blutgefäße zu bilden." Ein Sperrmechanismus verhindert, dass aus ihnen ein Embryo entsteht. Das Dogma war, dass sich diese Barriere zwischen embryonalem und nichtembryonalem Gewebe nicht überwinden lässt. Doch die Bonner Forscher haben diese Sperre nun geknackt. "Die umprogrammierten Zellen sind voll funktionsfähig und wir konnten komplette Tiere aus diesen Zellen erzeugen", sagt der Doktorand Peter Kuckenberg.

Hierfür brachten die Forscher umprogrammierte Mäusezellen in ein Keimbläschen und setzten es in die Gebärmutter einer Maus ein. "Als nächstes wollen wir versuchen, Körpergewebe direkt in Plazentagewebe zu überführen", sagt Professor Schorle. Ziel sei, ein Testverfahren aufzubauen, um etwa Medikamente auf ihre Verträglichkeit bei Schwangerschaften zu untersuchen.

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