Standorte in Sankt Augustin und Rheinbach Business-Campus unterstützt seit zehn Jahren Firmengründer

SANKT AUGUSTIN/RHEINBACH · Zehn Jahre wird der Business-Campus in diesem Jahr alt. Inzwischen gibt es in Sankt Augustin neben dem Haus an der Grantham-Allee einen zweiten Standort an der Marie-Curie-Straße und auch den Rheinbacher Hochschulstandort an der Von-Liebig-Straße.

 Sebastian Blumenthal (28, links) ist seit Mitte 2013 Mieter im Business-Campus. Mit dem zweiten Prototypen von RUFUS (Run Fun System) hat er einen Lauftrainer entwickelt, der auch draußen nutzbar ist, auf Pulsmessung und Trainingsprogramm basiert, eigenständig vor dem Läufer herfährt und ihm Rückmeldung gibt. Er testet RUFUS auf dem Flur des Business Campus mit (v.l.) Michael Herzog, Rolf Beyer und Udo Scheuer.

Sebastian Blumenthal (28, links) ist seit Mitte 2013 Mieter im Business-Campus. Mit dem zweiten Prototypen von RUFUS (Run Fun System) hat er einen Lauftrainer entwickelt, der auch draußen nutzbar ist, auf Pulsmessung und Trainingsprogramm basiert, eigenständig vor dem Läufer herfährt und ihm Rückmeldung gibt. Er testet RUFUS auf dem Flur des Business Campus mit (v.l.) Michael Herzog, Rolf Beyer und Udo Scheuer.

Foto: Martina Welt

Die Büros sind begehrt, nicht nur bei Studenten der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Etliche der meist noch jungen Unternehmen zählen für ihre innovativen Ideen bereits renommierte Firmen rund um den Globus zu ihren Kunden. So manche unternehmerische Karriere nahm in dem gelben Haus an der Grantham-Allee ihren Anfang.

Wie alles begann, und wie es sich entwickelt hat in den zehn Jahren, darüber sprach Martina Welt mit den drei Gründern des Business-Campus, Rolf Beyer, Wirtschaftsförderung Rhein-Sieg-Kreis, Michael Herzog, Kreissparkasse Köln, und Udo Scheuer, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Was sich hinter dem Business-Campus verbirgt, erschließt sich dem unbedarften Spaziergänger an den Hochschulstandorten in Sankt Augustin und Rheinbach nicht sofort. Können Sie da weiterhelfen?
Udo Scheuer: Wir hoffen, dass der Name wenigstens den Ansatzpunkt einer Antwort liefert. Business auf dem Campus heißt zum einen, dass wir nahe am Campus dran sind und Business steht für die Ausgliederung von Firmen, die durch Studenten oder auch Professoren gegründet wurden.

Und wer betreibt diesen Campus?
Scheuer: Die Hochschule beschäftigt sich seit dem Jahr 2000 mit dem Thema. Sie hat dann punktuell mit dem Rhein-Sieg-Kreis zusammengearbeitet - und irgendwann haben wir gemerkt, dass das Ganze eine stabile, nachhaltige Struktur braucht und haben dann in diesem Dreierverbund einen Modus gefunden, das Ganze effektiv zu organisieren. Dazu haben wir 2004 eine GmbH gegründet, die jetzt ihr zehnjähriges Jubiläum feiern kann.

Was tut die Business-Campus GmbH eigentlich?
Scheuer: Wir tun im Wesentlichen zwei Dinge: Zum einen betreiben und vermieten wir Flächen. Auf der anderen Seite sind wir zuständig für die Beratung von Gründungsinteressenten in Bezug auf Finanzierung und Vorgehensweise. Für einige Themen haben wir ein Netzwerk von Experten.

Welche Vorteile hat der Business-Campus gegenüber einem anderen Bürohaus?
Scheuer: Wir bieten kleine Büroflächen an, das gibt es sonst kaum. Hier ist man als Unternehmen schnell arbeitsfähig. Der Standort hat große Stärken, wie die Infrastruktur mit Zugang zu Personal, zur Mensa, zur Bibliothek. Sie haben Professoren, die sie zu bestimmten Themen konsultieren können.
Rolf Beyer: Es sind weniger die günstigen Mieten als die Einbettung in ein Milieu Gleichgesinnter, das die Vorteile des Business-Campus ausmacht. Die Gründer kochen hier schon mal gemeinsam, tauschen sich aus und das ist oft hilfreicher als ein Berater.

Was haben der Rhein-Sieg-Kreis und die Sparkasse von einer Kooperation mit dem Business-Campus?
Michael Herzog: Die Sparkasse erfüllt damit auch ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag. Wirtschaftsförderung liegt zudem im Aufgabenbereich der Sparkasse, und von daher haben wir ein großes Interesse an Neugründungen von Betrieben.
Beyer: Auch der Kreis unterstützt seit jeher Gründungen durch Beratung und Vermittlung von Förderungen sowie durch die Organisation von über 80 Qualifizierungsveranstaltungen der Gründungsakademie jedes Jahr. Man braucht eine aktive Gründerszene, weil sie dazu beiträgt, die Struktur eines Raumes jung zu halten und Innovationen umzusetzen. Das ist für die Strukturentwicklung ein wesentliches Thema. Durch die Beteiligung an der GmbH haben wir ein 'operatives Bein' im Gründer-Milieu, mit dem wir die Leute konkret unterstützen können. Die Gründer können uns drei in Anspruch nehmen. Wir decken inhaltlich schon eine Menge ab.

Herr Herzog vergeben Sie auch Kredite an die Existenzgründer?
Herzog: Ja, ich bin selbst Spezialist für öffentliche Förderkredite und kann dann auch Kontakte zu unseren Existenzgründungs-Beratern herstellen, falls das gewünscht wird. Wir haben zudem eine Beteiligungsgesellschaft, die sich mit 'Venture Capital' an innovativen Unternehmen beteiligen kann, was im Business-Campus auch schon geschehen ist.

Warum gibt es den dritten Standort an der Marie-Curie-Straße in Sankt Augustin?
Scheuer: Das sind Existenzgründer, die zunächst einmal nichts mit der Hochschule zu tun haben. Sie sind dennoch interessant, denn sie bringen in der Regel mehr und andere Berufserfahrungen mit als die Studenten. Auch andere Marktzugänge und Branchenkenntnisse sind bei ihnen oftmals vorhanden. Beyer: Wichtig dabei ist: Wir wollen unser Kerngeschäft sauber erfüllen. Das ist die Unterstützung für die, die aus der Hochschule heraus gründen. Aber wir sind interessanter auch für diese Zielgruppe, wenn wir nicht eins zu eins Abbild der Hochschul-Klientel selbst sind. Wir können so zum Beispiel mit ausländischen Gründern international werden, es gibt Anfragen von Existenzgründern, die schon eine erfolgreiche Konzernkarriere hinter sich haben und ihre zweite Lebenshälfte anders gestalten wollen und ausgründen. Die bringen ganz andere Erfahrungen mit. Davon profitieren die Studenten sehr.

Wie wird der Business-Campus in zehn Jahren aussehen?
Scheuer: Dieser Standort hat einen großen Charme und wird noch weitere Firmen anlocken, auch im Hinblick auf die anstehende Erweiterung der Hochschule. Der Campus wird sich zu einem Kreativzentrum entwickeln, wo Hochschule, neue und bestehende Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen sehr eng zusammenarbeiten - als lebendiges Zentrum mit vielen Querverbindungen und Synergien. Gerade in Sankt Augustin gibt es auch noch die Flächen, auf denen viel möglich ist.

Zu den Personen

  • Rolf Beyer (61) studierte Geografie an der Uni Bonn. Seit 1992 ist er Mitarbeiter bei der Wirtschaftsförderung des Rhein-Sieg-Kreises.
  • Michael Herzog (55) ist Fachberater für Förderfinanzierungen bei der Kreissparkasse Köln. Der Diplom-Betriebswirt arbeitet seit 1988 bei der KSK Köln.
  • Udo Scheuer (57) ist Physiker und leitet im Hauptberuf das Zentrum für Wissenschafts- und Technologietransfer der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, für die er seit 15 Jahren tätig ist.
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