Klimaschutz und Erderwärmung Das Fünf-vor-Zwölf-Märchen des Klimagipfels

Bonn · US-Präsident Joe Biden und Europa rufen die Welt zum Kampf gegen die globale Erwärmung auf. So sehr die Signale aus Washington und Brüssel auch hoffnungsvoll stimmen, so ernüchternd sind die Fakten: Das 1,5-Grad-Ziel ist durch die jahrzehntelange Bummelei bei CO2-Einsparungen kaum mehr zu erreichen.

 1000 Eisfiguren schmelzen rasant auf den Treppen des Berliner Gendarmenmarkts. Eine Installation der brasilianischen Künstlerin Néle Azevedo, die das Tempo des Klimawandels veranschaulicht.

1000 Eisfiguren schmelzen rasant auf den Treppen des Berliner Gendarmenmarkts. Eine Installation der brasilianischen Künstlerin Néle Azevedo, die das Tempo des Klimawandels veranschaulicht.

Foto: picture-alliance/ dpa/Hannibal Hanschke

Denkbar, dass ein virtueller Klimagipfel mit 40 Staats- und Regierungschefs und „null Anreise-Emission“ mehr Klimaschutz provoziert als 25 UN-Klimakonferenzen seit 1995, zu denen jeweils bis zu 20.000 Teilnehmer in den Flieger stiegen. Der neue US-Präsident Joe Biden hatte online eingeladen – und alle kamen und zeigten sich ambitioniert, selbst Russlands Präsident Wladimir Putin. Noch 2017 hatte er auf dem Arktisforum bezweifelt, dass der Mensch die globale Erwärmung verursache, weshalb sie auch nicht aufzuhalten sei. Jahre zuvor hatte Putin den Klimawandel noch begrüßt, weil so Rohstoffvorkommen und Transportrouten freigelegt würden, deren Erschließung als zu teuer galten. Inzwischen taut der Permafrost früher und tiefer auf als erwartet. Kostbare Infrastruktur steht auf Russlands dauergefrorenen Böden. Sie wackelt. Die Schäden in der gesamten Arktis werden auf 100 Millionen Dollar pro Jahr geschätzt.