Denken kann einem der Rechner nicht abnehmen

Professor Bernhard Korte sprach über Aspekte, Einflüsse und Folgen der "Informationsgesellschaft"

Denken kann einem der Rechner nicht abnehmen
Foto: Lannert

Bonn. Schneller, kleiner, leistungsstärker: Ohne die rasanten Fortschritte in der Computertechnologie und ohne die mathematische Basis dafür würden wir heute nicht von einer Informationsgesellschaft sprechen.

Naheliegend, dass Professor Bernhard Korte, Direktor des Forschungsinstituts für Diskrete Mathematik, seine gut 100 Zuhörer im Gerhard-Konow-Hörsaal des Arithmeums mit Beispielen aus der technologischen Entwicklung auf seinen Vortrag "Informationsgesellschaft - quo vadis?" einstimmte. Das Colloquium Humanum hatte Mitglieder und Freunde zu diesem Referat eingeladen.

Im Verlauf des Vortrags machte Korte keinen Hehl daraus, dass neben der wissenschaftlichen Arbeit und der Perspektive des Mathematikers vor allem persönliche Erfahrungen seinen Umgang mit der modernen Informationstechnologie und seine Haltung zu ihr maßgeblich beeinflussen: "Erwarten Sie keine vollständige Antwort auf die Frage 'Informationsgesellschaft - quo vadis?'", sagte Korte.

"Auf vielen Gebieten, die dieses Thema berühren, bin ich ja auch kein Experte." Entscheidendes Kriterium für die Bewertung einer technischen Errungenschaft ist für ihn immer die Effizienz.

Egal ob es sich um den Bücherkauf oder die Flugticketbuchung im Internet, das Navigationssystem im Auto, die Recherche mit Suchmaschinen oder virtuelle Bibliotheken handelt, ausschlaggebend ist für Korte stets der Zeitgewinn sowie die Lieferung relevanter und korrekter Informationen.

Artikel zu medizinischen Themen sind für ihn beispielsweise ein gutes Argument, um das Internet zu nutzen: "Das bringt den Patienten auf Augenhöhe mit dem Arzt", sagte Korte. "Auch die Wörterbücher im Internet möchte ich nicht mehr missen."

Genau hier komme die so genannte Informationsgesellschaft aber auch jetzt schon an ihre Grenzen: "Sie verlangt von uns ein immenses Entscheidungsvermögen und die Fähigkeit zur Kritik", sagte der Institutsdirektor.

"Denn wir müssen bewerten, ob eine Information richtig oder falsch ist." Neben dem veränderten Kommunikationsverhalten und dem wirtschaftlichen Faktor komme dem Thema nicht zuletzt deshalb eine sehr große Bedeutung zu. Eine Bedeutung, die die Politik in ihrer ganzen Brisanz noch nicht erkannt habe, resümierte Korte.

Er selbst sieht im Rechner übrigens keinen Götzen der Moderne: "Wie Sie schon bemerkt haben, bin ich kein Computerfetischist. Ich weiß zwar wie man einen baut, aber ich halte den Computer für einen Vollidioten - mit der Spezialbegabung, extrem schnell zu sein."

Auch das Gerede von der künstlichen Intelligenz ist nach Ansicht des Institutsdirektors "Quatsch". Das Nachdenken und Fragenstellen könne einem eben keine noch so leistungsstarke Rechenmaschine abnehmen.

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