Der elektronische Campus (E-Campus) und elektronisches Lernen (E-Learning) sind längst über das Planungsstadium hinaus gewachsen. "E-Learning-Elemente gibt es an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bereits seit zehn Jahren", sagt Professor Manfred Kaul, Vizepräsident für Lehre und Studium. "Mit ILIAS wollen wir nun eine einheitliche Plattform für die ganze Hochschule schaffen." Das neue System werde derzeit getestet, zum Wintersemester soll es flächendeckend geöffnet werden.

Doch trotz aller multimedialer neuer Hochschulwelt werden die Studierenden weiterhin Hörsäle und Seminarräume besuchen müssen. "Wir werden eine Präsenzhochschule bleiben", sagt Kaul. "Studien zeigen, dass mit Mischformen aus Online-Angeboten und Vorort-Phasen die besten Lernergebnisse erzielt werden." Müssen die Hochschulen weniger für Räume ausgeben, wenn sie mehr E-Learning anbieten? Als Kostensparmodell soll die elek-tronische Lernplattform nicht herhalten, sagt Kaul. "Wir wollen zu besseren Lernformaten kommen."

Die E-Learning-Plattform biete außerdem die Möglichkeit, mehr berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengänge anzubieten. Ziel sei es, für jeden Studierenden auf dem Rechner eine Art persönlichen Schreibtisch einzurichten, berichtet Armin Ehrhardt, Leiter der Hochschul- und Kreisbibliothek, die mit der Umsetzung des E-Learning beauftragt ist. Dort sollen die Studierenden alles vorfinden, was sie sie für ihre Lehrveranstaltungen und Arbeitsgruppen brauchen.

"Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielfältig", sagt Projektbeauftragte Susanne Kundmüller. Jeder Dozent könne seine Lehr- und Kursmaterialien online stellen. Dazu gehört auch eine Übersicht über aktuelle Lehr- und Lernangebote. Auch die Eröffnung von Foren sei möglich, in denen verschiedene Themen diskutiert werden können. Selbst Übungen, Prüfungen und Wissenstests könnten mit der Plattform durchgeführt werden. Dozenten können Texte, Podcasts und auch Videos von Vorlesungen einstellen. Vorerst sollen nur Hochschulangehörige auf diese Angebote zugreifen können.

"Ich bin begeistert von der E-Learning-Plattform, weil sie sich flexibel an verschiedenste Anforderungen anpassen lässt", sagt Journalistik-Professorin Katharina Seuser. Auch die Universität Bonn verfügt seit dem Jahr 2005 über eine E-Learning-Plattform. Vor Kurzem stellte sie ebenfalls auf ILIAS um und kooperiert nun mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. "Zurzeit befindet sich unsere ILIAS-Installation noch in der Testphase", sagt Christiane Holtz, Koordinatorin an der Uni Bonn.

Für jede Veranstaltung könne ein Online-Kurs eingerichtet werden, ergänzt Carsten Kozianka, der für die Plattform zuständig ist. Noch seien keine Vorlesungsmitschnitte möglich. "Hierfür brauchen wir noch geeignete Videotechnik", sagt er. "Früher war es sehr mühsam für die Studierenden, sich Vorlesungsskripte und andere Informationen von den Dozenten zu besorgen", erläutert Holtz. "Sie mussten auch immer die Schwarzen Bretter im Auge behalten, ob sich etwa der Termin für eine Veranstaltung änderte." All das sei nun mit wenigen Klicks auch von zu Hause aus abzurufen.

Kurz gefragt Benedikt Still, Technikjournalismus-Student im ersten Semester, hat an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erste Erfahrungen mit der Lernplattform ILIAS gesammelt.##ULIST##

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