Studenten in der Region Der große Ansturm auf Hochschulen blieb aus

BONN/RHEIN-SIEG-KREIS · Weniger Studenten als prognostiziert schreiben sich in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ein. Das Audimax war am Montagmorgen zur Eröffnung des akademischen Jahres 2013/2014 an der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg (HBRS) trotzdem proppenvoll.

Die knapp 500 Sitzplätze in dem größten Hörsaal der Hochschule am Standort Sankt Augustin waren nahezu komplett besetzt, plus zahlreichen Zuhörern, die sich auf die Treppenstufen setzten. Auch in der Hochschulstraße wuselten die Nachwuchs-Akademiker. Infostände rund um das Studium und einzelner ASta-Abteilungen gaben eine erste Orientierung an der Hochschule und im Studentenleben. Bei kostenlosen Brötchen und vollen Kaffeetassen plauschten die jungen Erwachsenen.

Doch der Andrang kann nicht als typisches Symptom des doppelten Abiturjahrgangs gewertet werden. Denn unterm Strich blieb der ganz große Sturm auf die Studienplätze aus. "Wir haben auf die Wünsche der Politik reagiert und mehr Plätze geschaffen", sagte Michael Flacke, Leiter Kommunikation, Presse und Marketing der Hochschule. Mehr als nötig, wie sich heraus stellte.

Zwar wurden insgesamt 11.700 Ablehnungsbescheide verschickt, doch 2300 Plätze wurden per Nachrückverfahren vergeben und der Numerus Clausus der Fächer Informatik, Elektrotechnik und Chemie aufgehoben. Zum Wintersemester 2013/2014 verzeichnet die Hochschule an ihren Standorten in Sankt Augustin und Rheinbach 1236 neue Studenten, so das NRW-Wissenschaftsministerium.

Ein ähnlicher Trend an der Universität Bonn, der Alanus Hochschule in Alfter und der Internationalen Hochschule Bad Honnef/Bonn (IUBH): Ja, es sind mehr Studenten, heißt es einstimmig auf Anfrage, aber nicht so viele, wie prognostiziert. In Alfter begrüßte Rektor Marcelo da Veiga 220 neue Studenten. Die Bad Honnefer zählten 300 Erstis.

5400 Studienanfänger nennt das Wissenschaftsministerium für die Uni Bonn, 31.500 Studenten insgesamt. Uni-Sprecher Andreas Archut verweist derweil auf die noch laufenden Nachrückverfahren. "Wir verzeichnen einen moderaten Anstieg der Nachfrage, der wir durch die erhöhte Zahl von Studienplätzen nachkommen", sagte er.

Die Zahl der zulassungsbeschränkten Fächer sei ebenfalls nicht merklich angestiegen, sondern verhalte sich im Rahmen der "gängigen Praxis". 72.000 Bewerbungen gingen letztlich in Bonn ein. In einer Reihe von Fächern seien Studienplätze bislang noch unbesetzt geblieben. "Diese werden nun im Losverfahren vergeben", sagte Archut.

"Viele nutzen das gewonnene Jahr für Praktika und Auslandserfahrungen", nannte Lilian Wanzl von der IUBH einen Grund für die ausbleibende Studentenflut. Auch Hannah Kugler aus Berlin war im Ausland unterwegs, bevor sie sich in Rheinbach für Wirtschaftspsychologie bewarb. Das Semester hat für sie allerdings schon vor zwei Wochen mit den Vorkursen begonnen. Die Entscheidung für die HBRS war eher zufällig als bewusst geplant. Denn durch ihren Auslandsaufenthalt war sie für Bewerbungen spät dran.

"Bisher fühle ich mich hier sehr gut aufgehoben", sagte die 19-Jährige. Auch den Rummel aus der Hauptstadt vermisse sie nicht wirklich. "Im Gegenteil, ich finde das richtig angenehm so", sagte Kugler. Kommilitonin Nadine Czech (21) zeigte sich ebenfalls zufrieden mit ihrer Wahl.

Sie hat sich für Business Administration eingeschrieben. Die HBRS habe ihr gefallen, da der Lehrplan einen praktischen Bezug sowie kleine Lehrgruppen vorsehe und die Hochschule international ausgerichtet sei. Bisher sei sie nicht enttäuscht worden. Nur die Wohnungssuche sei ein Problem.