Psychologen der Universität Bonn Die Kunst, ein Bekanntschaftsnetz zu knüpfen

BONN · Die richtigen Leute kennenlernen; den Kontakt zu ihnen halten; sich rechtzeitig in Erinnerung bringen; von ihnen die richtigen Dinge erfahren - was auf Rheinisch zur Kunst des Klüngels zählt (von Altkanzler Konrad Adenauer definiert als "Man kennt sich und man hilft sich"), heißt auf Neudeutsch "Networking".

Wie lernt man Menschen kennen, die einem in Ausbildung und Beruf helfen können? Experten sagen: Das lässt sich trainieren.

Wie lernt man Menschen kennen, die einem in Ausbildung und Beruf helfen können? Experten sagen: Das lässt sich trainieren.

Foto: dpa

Auch im Internet-Zeitalter ist es für Berufsentscheidung, Stellensuche und Karriere unerlässlich - und bereits Schüler sollten sich rechtzeitig damit vertraut machen, finden Professor Gerhard Blickle vom Institut für Psychologie der Universität Bonn und seine Mitarbeiterin Nora Schütte. Sie haben ein Training für Schüler entwickelt, das (sagen sie) zur "besseren und aktiveren Nutzung von berufsrelevanten Kontakten führt".

"Junge Menschen sind sich häufig der Chancen nicht bewusst, die gezieltes Networking mit sich bringt", sagt Blickle. Obwohl sie mit allerlei sozialen Netzwerken bestens vertraut sind, helfe ihnen das bei der Berufsentscheidung nur wenig: Facebook befasst sich fast nur mit privaten Themen, Job-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn werden in dieser Altersgruppe kaum genutzt. Wer einen Ausbildungsplatz oder ein Studienfach sucht, braucht aber Informationen von Leuten, die Job oder Fach bereits ausüben, sagt Schütte: "Kontakte müssen im Vorfeld aufgebaut werden, damit sie genutzt werden können, wenn Karriereentscheidungen anstehen."

Die Psychologen unternahmen daher zunächst ein Zwei-Tages-Seminar mit 25 Oberstufenschülern: Darin konnten die Jugendlichen üben, wie sich ausbildungs- und berufsrelevante Kontakte auswählen, knüpfen und pflegen lassen. In der Praxisphase wurden Ansprechpartner für Informationsgespräche gewählt. Über neun Monate wurde die Fähigkeit zum Netzwerken mehrfach mit Fragebögen erfasst und auch die Meinung der Eltern zu den Fortschritten eingeholt. Bei einem abschließenden Wissenstest schnitten die Teilnehmer "durchweg sehr gut" ab. Insgesamt konnten die Psychologen auch noch acht Monate nach Trainingsbeginn eine Verbesserung der "Netzwerk-Kompetenz" nachweisen. "Der Aufbau eines berufsrelevanten Netzwerkes ist also trainierbar - und das sogar mit einem relativ geringen Zeitaufwand", erklärt Blickle.

Die Wissenschaftler planen jetzt weitere Studien - auch mit Teilnehmern anderer Schultypen und auch zu der Frage, wie sich solche Trainings langfristig auf die Zufriedenheit mit Studium oder Beruf auswirken.

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