Info-Dienst für Bauern in Kenia Die SMS lebt

BONN · Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Mit Google Maps lassen wir uns durch fremde Städte leiten, Wetter-Apps verraten uns, ob der Regenschirm mit ins Gepäck muss und Fitness-Apps warnen uns davor, in den nächsten Stunden zur Schokolade zu greifen.

 Während wir uns längst an die Vorzüge der Smartphones gewöhnt haben, sind SMS in Afrika ein wichtiger Informationskanal. FOTOS: BAUMÜLLER/MÜHLENS

Während wir uns längst an die Vorzüge der Smartphones gewöhnt haben, sind SMS in Afrika ein wichtiger Informationskanal. FOTOS: BAUMÜLLER/MÜHLENS

Smartphones sind aber nicht überall so weit verbreitet wie in den Industriestaaten. In den Entwicklungsländern zum Beispiel fehlt den Menschen das Geld für die teure Technologie - vorausgesetzt die nötige Infrastruktur ist überhaupt vorhanden, um die Geräte auch effektiv nutzen zu können.

In den Entwicklungsländern sind es daher noch die ganz normalen Mobiltelefone, die wir aus den 1990er Jahren kennen, die das Leben der Menschen dort aber dennoch deutlich vereinfachen. Unternehmen, Regierungsbehörden und Nichtregierungsorganisationen bieten zunehmend Dienstleistungen über das Mobiltelefon an, die sogenannten m-Dienste.

Ganz besonders profitieren derzeit Bauern in Kenia von ihren Handys, mit denen sie oftmals nur telefonieren oder simsen können. Das junge kenianische Start-Up "M-Farm" bietet beispielsweise einen Informationsdienst per SMS, der die Bauern mit tagesaktuellen Preisinformationen von den Märkten der Umgebung informiert.

"So können die Bauern in Erfahrung bringen, wie viel Geld sie derzeit für ein Kilo Mais beispielsweise in Nairobi bekommen. Die Bauern haben so die Möglichkeit, aktiv am Markt teilnehmen", erklärt Heike Baumüller vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) in Bonn. Die 41-Jährige hat zum Thema "Landwirtschaftliche Innovation und Erbringung von Dienstleistungen durch Mobiltelefone: Analysen in Kenia" gerade ihre Dissertation vorgelegt.

Jetzt können die Preise verglichen werden

"Der Vorteil dieses m-Dienstes liegt auf der Hand: Die Bauern können nun Vergleiche anführen und danach ihren Preis bestimmen - so sind sie verhandlungsfähig", erklärt Baumüller. "Mit diesem Dienst füllt M-Farm zwar eine Lücke, damit das aber alles funktionieren kann, muss auch das gesamte andere System funktionieren. Ohne bestehende Infrastruktur können die Produkte nicht transportiert werden", erklärt Baumüller. Gut ausgebaute Straßen seien enorm wichtig, da die Waren der Bauern nicht lange haltbar sind.

"Durch den SMS-Dienst ist die Rate der verdorbenen Produkte deutlich zurückgegangen", konnte Heike Baumüller feststellen. Kenianische Geldgeber investieren allerdings nicht in den eigenen Markt. Laut Baumüller sind es vor allem ausländische Investoren, die Geld in das afrikanische Land investieren.

"Es handelt sich bei dem SMS-Dienst um ein automatisiertes System, in dem rund fünf Märkte mit mehr als 42 Produkten aufgeführt sind. Zu Anfangszeiten kostete eine SMS noch 10 Schilling, umgerechnet 8 Euro-Cent. Heute kostet die SMS nur noch einen Schilling, also fast so viel wie eine normale SMS bei uns", so Baumüller.

Aktuell sei der Enthusiasmus aber noch höher als der tatsächliche Nutzen. Die Netze vor Ort müssten ausgebaut werden und die Smartphones günstiger werden. "Viele der Bauern teilen sich ein Mobiltelefon oder es liegt an einer zentralen Stelle im Ort - so ein Handy muss ja auch aufgeladen werden, nicht alle haben aber Strom", berichtet Heike Baumüller. Die dazu nötigen Smartphones mit einer leistungsstarken Batterie gebe es in Kenia bereits.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort