Ein Bachelor für zwölf asiatische Sprachen

Das Asienzentrum an der Uni Bonn ist Vorreiter beim Umbau in das neue Studiensystem - Im Wintersemester wollen die Pioniere mit den "Asian Studies" starten

  Geschichte und Moderne:  Touristen am Eingang des Klosters Kumbum in der chinesischen Provinz Qinghai. Die Asienwissenschaften an der Bonner Universität befassen sich ebenfalls mit Vergangenheit und Gegenwart im Osten.

Geschichte und Moderne: Touristen am Eingang des Klosters Kumbum in der chinesischen Provinz Qinghai. Die Asienwissenschaften an der Bonner Universität befassen sich ebenfalls mit Vergangenheit und Gegenwart im Osten.

Foto: dpa

Bonn. Kurz sollen sie sein, praxisorientiert und mit einem ersten Abschluss schon für einen Beruf qualifizieren: Die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge. Bereits nach sechs Semestern sollen die Studenten den Bachelorgrad erreichen. Die Besten können dann noch zweijährige Masterstudien draufsatteln und sich für eine wissenschaftliche Karriere qualifizieren.

Den Anfang an der Bonner Universität macht nun das Asienzentrum - voraussichtlich zum kommenden Wintersemester: Sein Konzept für einen "Bachelor of Arts in Asian Studies" mit Spezialisierungsmöglichkeiten in zwölf asiatischen Sprachen und sechs verschiedene Masterprogramme hat der Fakultätsrat jetzt gebilligt.

Der Antrag liegt bereits bei der Bonner Akkreditierungsagentur AQAS. Die prüft, ob sich das Konzept an den europäischen Qualitätsstandards orientiert und das Programm machbar ist. "Wir haben ein modernes berufsorientiertes Studium entwickelt, das viel Flexibilität bei der Schwerpunktsetzung erlaubt", sagt Professor Josef Kreiner, Direktor des Japanologischen Seminars und "Vater" des Asienzentrums.

Darin befassen sich zehn Disziplinen mit dem asiatischen Raum: Orientalistik, Indologie, Seminar für orientalische Sprachen, Südostasienwissenschaft, Vergleichende Religionswissenschaft, Sinologie, Japanologie, Tibetologie und Mongolistik, Orientalische Kunstgeschichte sowie die Forschungsstelle Modernes Japan. "Wenn alles nach Plan läuft, liegt das Siegel für unsere neuen gestuften Studiengänge rechtzeitig zum Wintersemester vor", ist Kreiner zuversichtlich.

Die Lerninhalte sind in Module aufgeteilt, also in thematische Einheiten von sechs bis acht Wochenstunden, die unterschiedliche Lehrveranstaltungen umfassen. Im Bachelor-Studiengang verschafft man sich zunächst ein solides fachliches Grund- und Überblickswissen und lernt intensiv eine asiatische Sprache.

Die Auswahl ist beachtlich: Arabisch, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Indonesisch, Vietnamesisch, Türkisch, Mongolisch, Tibetisch, Hindi, Sanskrit und Pali, die Sprache des Buddhismus.

Strebt man den Master "Asiatische Sprachen" an, der an die Stelle der bisherigen Diplomstudiengänge Übersetzen - Sprachen des Nahen, Mittleren und Fernen Ostens - tritt, nimmt man bereits ab dem dritten Semester eine zweite asiatische Sprache hinzu. Zum Pflichtprogramm des Bachelor gehören neben dem Basismodul Sprache auch Lehrveranstaltungen zur Geschichte und zum modernen Asien.

Hinzu kommen Wahlpflichtmodule, etwa "Religion und Gesellschaft West- und Südasiens", die bereits im Hinblick auf einen der Master-Studiengänge gewählt werden. "Importmodule" erlauben den Blick über den Tellerrand: etwa Grundlagen der Geschichtswissenschaft, der Soziologie oder Volks- und Betriebwirtschaftslehre.

Im vierten Semester ist ein Praktikum vorgesehen, etwa bei einer japanischen Firma. Eine Examensprüfung gibt es nicht: Jedes Modul wird durch eine Prüfung abgeschlossen und geht mit der Note und einer Anzahl von Leistungspunkten entsprechend dem Zeitaufwand ins Abschlusszeugnis ein. Ein Leistungspunkt wird für 30 Arbeitsstunden vergeben. Insgesamt müssen für den Bachelor 180 Punkte erworben werden, das entspricht etwa 900 Arbeitsstunden pro Semester. Zum Bachelor fehlt dann noch eine wissenschaftliche Arbeit von 40 Seiten, die mit zwölf Leistungspunkten angesetzt ist.

Sechs Masterstudiengänge sollen ab dem Wintersemester 2005/06 angeboten werden: West- und Südasien, China und Zentralasien, Japan, Südostasien, Religionen und Kunst in den Kulturen Asiens sowie Asiatische Sprachen. Für den Master müssen 120 Leistungspunkte erreicht werden, darunter 30 für die schriftliche Hausarbeit im vierten Semester, die 60 bis 80 Seiten stark sein soll.

Inhaltlich stehen je nach Fach Aufbaumodule in der gewählten Sprache, gegenwartsbezogene landeskundliche, gesellschaftliche und kulturelle Studien sowie ein Forschungspraktikum auf dem Programm.

Im Master "Asiatische Sprachen" liegt ein Schwerpunkt auf dem Übersetzen. Die Studierenden in den auslaufenden Magisterstudiengängen erhalten dann das Angebot, sofern sie alle Leistungsnachweise der ersten sechs Semester haben, nach Bestehen der Eingangsprüfung in einen der neuen Masterstudiengänge zu wechseln. Das Interesse dürfte groß sein, bietet sich doch die Chance, einen international anerkannten Abschluss zu machen und sich die Examensprüfung zu ersparen.

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