Ein TÜV für saubere Tassen und Teller

Sektion Haushaltstechnik im Institut für Landtechnik der Universität Bonn untersucht Spülrückstände

Bonn. Was die einen als lästige Pflicht betrachten, kann für die anderen eine wissenschaftliche Fundgrube sein. Zum Beispiel der Abwasch. Schon einmal hat die Sektion Haushaltstechnik im Institut für Landtechnik der Universität Bonn für Aufsehen gesorgt. Sie beobachtete Testpersonen verschiedener Nationalitäten beim Spülen und klassifizierte etwa ihre unterschiedlichen Techniken.

Bei der derzeit laufenden Studie unter der Leitung von Professor Rainer Stamminger geht es um die Frage, wer beim Abwasch Spinatresten und Kaffeesatz gründlicher den Garaus macht: Mensch oder Maschine?

Hinter der Untersuchung, die seit April 2003 läuft und drei Jahre dauert, steckt mehr als ein plakatives Duell zweier vermeintlich ungleicher Gegner. Ernährungswissenschaftlerin Sarah Ihne erklärt: "Es geht auch darum, eine neue Methode zu entwickeln, mit der sich chemische Rückstände nachweisen lassen."

Auf einem sauberen Teller werden diese kaum in großer Anzahl oder leicht messbarer Menge vorhanden sein. Also müssen die Wissenschaftler sehr feine Instrumentarien anwenden.

Ihne ist für die wissenschaftliche Durchführung des Projekts verantwortlich und erklärt: "Man setzt bei einer solchen Untersuchung keine Nullgrenze fest. Also, dass man fordert, es dürfe gar nichts mehr auf dem Geschirr zurückbleiben. Das wäre unrealistisch." Die Fragen der Forscher an den Spülvorgang sind unspektakulärer, aber grundlegend: Ist nach dem Abwaschen noch etwas auf dem sauberen Teller, das man nicht sieht? Was sind das für Rückstände? Wie werden diese durch eine höhere oder niedrigere Temperatur, mehr oder weniger Wasser, mehr oder weniger Spülmittel beeinflusst?

Wie bei der ersten Spülstudie wird auch hier wieder eine Standardmenge verschmutzten Geschirrs verwandt. Auch die Art der Verschmutzung, nämlich Spinat, und ihr Alter, eine Antrocknung von zwei Stunden, sind vorgegeben. Die Voraussetzungen müssen peinlich genau eingehalten werden, damit die Spülvorgänge vergleichbar sind. Aus dem gleichen Grund erhält die Testperson diesmal auch exakte Anweisungen, wie sie beim Abwaschen vorgehen soll.

Finanziert wird die Studie von den Firmen Henkel KgaA, der Electrolux Home Products - sie ist die Muttergesellschaft der AEG Haushaltsgeräte - und dem türkischen Hausgerätehersteller Arçelik A.S , der die bekannten Marken Beko und Blomberg vertritt. Über diese Unterstützung ist Professor Stamminger froh und tritt Spekulationen über Einflussnahme der Partner aus der Industrie energisch entgegen: Das würde Forschung ad absurdum führen.

Für Hersteller von Spülmitteln zum Beispiel sei es vielmehr interessant, zu erfahren, in welcher Konzentration chemische Rückstände nach dem Abwaschen mit ihrem Spülmittel auf dem Geschirr bleiben. "Auf diese Weise können sie dann auch ihre Produkte verbessern", sagt Stamminger. Auch den Nutzen für den Verbraucher wollen die Wissenschaftler nicht aus den Augen verlieren. "Es ist geplant, danach Empfehlungen für das Handspülen herauszugeben", sagt Ihne.

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