Begabtenförderungswerke an der Uni Bonn "Eine Chance, die nur wenige bekommen"

BONN · Wenn Mallory Matsumoto von sich und ihrem Studium der Altamerikanistik erzählt, klingt sie wie eine ganz gewöhnliche Studentin. Sie verbringt viel Zeit in der Bibliothek, liest Jahrhunderte alte Texte und versucht sie zu übersetzen. So, wie man sich das Studium der Altamerikanistik eben vorstellt. Nur ihr Akzent verrät, dass sie aus den Vereinigten Staaten kommt.

 Drei mehreren hundert Stipendiaten an der Bonner Hochschule: Thea Göhring...

Drei mehreren hundert Stipendiaten an der Bonner Hochschule: Thea Göhring...

Foto: Nicolas Ottersbach

"Ich studierte schon hier in Bonn, bevor ich mein Stipendium beim DAAD bekam", sagt sie. Das Stipendium habe ihre Hochschullaufbahn nicht grundlegend verändert. "Aber es ist schon entspannter, wenn man eine finanzielle Unterstützung hat und dadurch weniger arbeiten muss. Ich kann mich mehr auf das Studium konzentrieren", erzählt die 25-Jährige aus Virginia.

Dass sie Bonn als ihren Studienplatz wählte, lag am seltenen Studiengang: "Das gibt es in dieser Form selten in Deutschland", sagt sie. Als Schülerin machte sie ein Austauschjahr und landete in einem kleinen Ort in Hessen. "Bonn ist eine große Kleinstadt, ich kannte es nur durch Beethoven und als Bundesstadt." Die meiste Zeit ist sie mit den Studenten ihres Studiengangs unterwegs, andere Leute trifft sie durch Sportvereine. "Hier gibt es nicht so ein aktives Campusleben wie in den USA, deswegen ist es schwieriger, sich untereinander kennenzulernen."

In Bonn gibt es hunderte Stipendiaten von 13 Begabtenförderungswerken. Dazu zählen die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Studienstiftung des Deutschen Volkes oder auch die Friedrich-Ebert-Stiftung als älteste ihrer Art. Sie alle sind durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) anerkannt. Die Höhe der Förderung richtet sich nach den finanziellen Verhältnissen der Stipendiaten, ist im Vergleich der Werke jedoch identisch. Denn das Geld, das die Stipendien erhalten, wird in der Regel vom BMBF bereitgestellt.

Studenten können ein Grundstipendium von maximal 670 Euro im Monat erhalten, zusätzlich gibt es ein Büchergeld von 300 Euro pro Monat. Der Deutsche Akademische Austauschdienst, kurz DAAD, ist eine Ausnahme und kann auch höhere Förderungen vergeben: Er gehört zum Auswärtigen Amt. Wer ein Auslandssemester oder Bildungsreisen macht, wird meist bei den Lebenshaltungskosten unterstützt.

Medizinstudent Florian Recker würde auch ohne das Geld über die Runden kommen. "Viel wertvoller sind die anderen Förderungen", sagt er. Und die machten jede einzelne Stiftung erst individuell. Bei "seiner" Konrad-Adenauer-Stiftung sind das vor allem Seminare und fächerübergreifende Stipendiatentreffen. "So bekomme ich Kontakt zu anderen - hier auf dem Venusberg ist man ja ziemlich abgekapselt." In den bunt zusammengewürfelten Gruppen gibt es dann ein Sommer- und ein Weihnachtsfest, einmal im Jahr sogar für alle eine Talentakademie, auf der jeder Teilnehmer das präsentieren soll, was er am besten kann. Florian Recker gab beispielsweise einen Erste-Hilfe-Kurs. Das Seminarprogramm ist zum Teil verpflichtend. "Jeder muss eine gewisse Anzahl erfüllen", sagt Recker. Ihm sei das aber nicht schwergefallen - "weil es auch einfach interessant ist, Vorträge zu besuchen und zu diskutieren."

Thea Göhring (24) macht ihren Master in Romanistik und ist Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes. 11.000 sind es derzeit bundesweit. "Dementsprechend groß ist das Netzwerk, das man mit der Zeit entwickelt", sagt sie. Als sie sich für das Stipendium bewarb, musste sie ihre Noten offenlegen und zudem gesellschaftliches Engagement nachweisen: "Es geht nicht nur um den NC." Sie punktete mit einem humanitären Projekt in Peru, das sie auch jetzt noch unterstützt. Sie spielt die Orgel in der Lukaskirche und singt im Collegium Musicum. "Durch das Stipendium habe ich mehr Zeit, die ich auch, aber nicht nur in das Studium investiere", sagt sie. Allerdings habe man durch das Stipendium auch eine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. "Es ist eine Chance, die nur wenige bekommen."

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