"Erasmus": "Eine europäische Erfolgsgeschichte"

Europäisches Studentenaustauschprogramm feiert 20-jähriges Bestehen - Alma mater lud zum Festakt in den Uni-Club - Sieger des Uni-Fotowettbewerbs bekanntgegeben

Bonn. "Universitäre" Bildung bedeutet "allumfassende". So eine kann sich kaum erwerben, wer seine altgewohnten Kreise nie verlässt. Deshalb gehört es eigentlich auch zum Studium, zumindest für ein paar Monate auch eine Hochschule fern von zuhause kennenzulernen (wenn Zeit und Geldbeutel es erlauben).

Seit 20 Jahren ist das zumindest zwischen Nordkap und Mittelmeer ein wenig leichter: 1987 rief die EU "Erasmus" ins Leben, ihr Programm zum europaweiten Austausch von Studenten und Dozenten und zur Förderung der Hochschulzusammenarbeit.

Der Name steht nicht nur für den europäischen Universalgelehrten Erasmus von Rotterdam (1466-1536), sondern ist auch Abkürzung für "European Region Action Scheme for the Mobility of University Students" (etwa: Europaweiter Aktionsplan für die Mobilität von Universitätsstudenten). Im ersten Jahr nahmen 3244 Studenten teil; inzwischen sind es 150 000 pro Jahr.

Rund anderthalb Millionen Studenten (davon 240 000 deutsche) sind in den letzten zwei Jahrzehnten in den Genuss des Förderprogramms gekommen, bis 2012 sollen es noch einmal so viele werden. Auch die Universität Bonn beteiligt sich seit langem; zur Feier des runden Geburtstags lud das Uni-Dezernat für Internationale Angelegenheiten am Montag in den Uni-Club an der Konviktstraße.

"Erasmus ist eine europäische Erfolgsgeschichte", erklärte Professor Wolfgang Hess, Prorektor der Alma mater für Lehre, Studium und Studienreform. "Aber das Programm wäre nichts ohne seine Infrastruktur vor Ort - an den Universitäten, den Instituten und Seminaren."

Rund 250 ausländische Studenten seien jedes Jahr in Bonn zu Gast; und im Erasmus-Jahr 2005/06 seien im Gegenzug 385 Bonner Studenten vorübergehend ins Ausland gegangen. "Das ist Platz 67 auf der EU-weiten Rangliste der Erasmus-Unis und immerhin Platz 13 in Deutschland."

Aus Brüssel war Alan Smith angereist, Erasmus-Koordinator der EU-Kommission. In kristallklarem Deutsch rühmte er das Programm als "ein Beispiel dafür, was für Europa herauskommen kann, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen", und beschrieb die vielen positiven Folgen des Auslandsaufenthalts für die Teilnehmer. "Sie kommen zurück und sind motivierter. Sie haben nicht notwendigerweise bessere Examensnoten, aber sie sind bewusstere Lerner."

Auch das persönliche Leben der Studenten profitiere, schmunzelte Smith: Jeder sechste Erasmus-Student lebe in einer Beziehung zu einem ausländischen Partner - bei der Hälfte von denen stamme er aus dem jeweiligen Erasmus-Gastland. Die durchschnittliche Fortpflanzungsrate vorausgesetzt, "bereichern 15 000 Erasmus-Babys pro Jahr die europäische Familie. Mit jeder Generation neuer Erasmus-Studenten kommt mehr Völkerverständigung hinzu."

Grund zum Feiern hatten während des Festakts auch die Sieger des Fotowettbewerbs "Augenblicke" der Bonner Uni, der in diesem Jahr unter dem Motto "Studieren im Ausland" stand.

Zum besten Foto kürte die Jury die Aufnahme "Snowdonia Rocket" von Dustin Wollny. Er erhält eine Freikarte für die Berliner Bildungsmesse "StudyWorld2008" im April mit Fahrt- und Hotelkosten.

Platz 2 erzielte Annika Kalle mit einem Foto ihrer Reisegenossin, die sich bei der Eisenbahnfahrt durch Andalusien im Zugfenster spiegelt: Für sie stiftete der DAAD eine Freikarte zum Besuch der Frankfurter Buchmesse nebst Fahrtkosten.

Auf dem dritten Platz landete das Bild "Lilla Sunnersta" von Juliane Lang: Sie fotografierte ihr Studentenwohnheim in Uppsala (Schweden) - ein Holzhaus skandinavischer Bauweise, an und vor dessen Fenstern sich Studenten aus fünf Nationen zum Plauderstündchen versammelt haben.

Einen Anerkennungspreis für besondere Originalität erhielt Marc Holzenbecher: Zur Erinnerung an einen Studienaufenthalt in Frankreich stellte er mit einigen Freunden am Rheinufer das Revolutionsgemälde "La liberté guidant le peuple" (Die Freiheit führt das Volk) von Eugène Delacroix nach, auf dem die Nationalfigur Marianne mit wehender Trikolore die Scharen der Aufständischen auf die Barrikaden ruft.

Der Fotograf und alle seine "Statisten" können sich aussuchen, welchen Preis sie sich wünschen - zur Wahl stehen entweder das DAAD-Hochschulwörterbuch mit Uni-Vokabeln auf Englisch, Französisch und Spanisch oder der Fotobildband "Nobelpreisträger im Portrait".

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