Forschungszentrums Caesar: Blick in Welt der Atome

Neuartiges Mikroskop schafft Vergrößerungen bis zum 20-Millionen-Fachen

Forschungszentrums Caesar: Blick in Welt der Atome
Foto: Fischer

Bonn. (sj) Mit unvorstellbarer Genauigkeit können die Wissenschaftler des Forschungszentrums Caesar künftig in die Welt der Atome blicken. "Das neue Transmissionselektronenmikroskop schafft Vergrößerungen bis zum 20-Millionen-Fachen", sagte Stephan Irsen, bei Caesar zuständig für das neue Gerät.

Mehr als zwei Millionen Euro hat das "CRISP" genannte Mikroskop gekostet, das von Carl Zeiss SMT entwickelt wurde. "In dieser Form ist es weltweit einmalig", sagte Markus Dilger von der Herstellerfirma bei der offiziellen Inbetriebnahme des neuen Gerätes. Rund vier Jahre hat die Entwicklung des neuen Super-Mikroskops gedauert.

Bereits beim Bau des Caesar-Forschungszentrums an der Ludwig-Erhard-Allee wurde eine 20 Meter hohe Betonsäule im Boden versenkt, auf der nun das High-Tech-Gerät erschütterungsfrei steht. Eine Klimaanlage kühlt das System auf exakt 21 Grad, spezielle Spulen schirmen das Mikroskopielabor gegen Magnetfelder ab, damit das System einwandfrei arbeiten kann.

"Es handelt sich dabei um die größte technische Infrastrukturmaßnahme bei Caesar", sagte Professor Eckhard Quandt, der als "geistiger Vater" des neuen Mikroskops gilt. Die Einblicke in die Welt der Atome sind atemberaubend: Von eigentümlicher Ästhetik sind etwa Aufnahmen eines Einkristalls.

In regelmäßiger Anordnung sind die Siliziumatome zu sehen. Das neue Gerät kann nicht nur winzigste Strukturen brillant abbilden, sondern auch Aufschluss über die beteiligten chemischen Elemente geben. Die Wissenschaftler wollen mit dem Mikroskop zunächst vor allem materialwissenschaftliche Fragestellungen verfolgen.

Anhand der Strukturuntersuchungen können sie die Beschaffenheit von Materialien besser verstehen und diese gezielt optimieren. Insgesamt vier verschiedene Elektronenmikroskope stehen Caesar nun zur Verfügung. "Bei dem neuen handelt es sich jedoch um unser Flaggschiff zur Erforschung des Nanokosmos", sagte Caesar-Vorstand Hartwig Bechte.

Unter Nanokosmos versteht man die Welt der Atome - den Blick in Milliardstel Meter. Im Innern des hellgrauen, mehrere Meter hohen Geräts werden Elektronen beschleunigt. Sie durchstrahlen das Objekt, das entsprechend dünn sein muss. Durch die ausgeklügelte elektronische Optik und Zusatzgeräte sind die erzeugten Bilder noch viel schärfer als bei vergleichbaren Mikroskopen.

"Das Forschungszentrum kooperiert mit der Universität Bonn und weiteren Einrichtungen im nationalen und internationalen Raum", so Bechte weiter. Seiner Meinung nach passt das seit vielen Jahren geplante Großgerät auch sehr gut zur Neuausrichtung des Forschungszentrums auf Neurowissenschaften.

"Viele interessante Fragestellungen aus den Lebenswissenschaften lassen sich damit hervorragend untersuchen", sagte Irsen. Der Medizin-Nobelpreisträger Erwin Neher hat bei Caesar zusammen mit Herbert Waldmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Molekulare Physiologie in Dortmund, kommissarisch das Steuer übernommen.

Zuvor war der wissenschaftliche Vorstand Karl-Heinz Hoffmann vertragsgemäß ausgeschieden. "Zurzeit wird ein geschäftsführender Direktor gesucht", berichtete Bechte auf Anfrage. "Die Berufung ist auf gutem Wege." Außerdem sollen noch zwei weitere wissenschaftliche Direktoren für Caesar gewonnen werden. Dabei könnte auch das neue Supermikroskop behilflich sein, da es die Attraktivität der Ausstattung des Forschungszentrums weiter steigert.

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