Wissenschaftstag des DZNE in Bonn Futter fürs Gehirn - 4500 Besucher kamen

BONN · Clemens Meister war "baff". Beim Schnuppertest hatte ihn sein achtjähriger Sohn Luca geschlagen, beim Memory sah es nicht anders aus.

 In den Caesar-Laboren durften die Besucher selbst kleine Versuche machen.

In den Caesar-Laboren durften die Besucher selbst kleine Versuche machen.

Foto: Barbara Frommann

"Papa hat weder Lakritz erschnüffelt, noch die Ananas erkannt", freute sich der Grundschüler aus Bonn und stellte triumphierend den großen Stapel seiner erratenen Symbolkarten neben den kleineren seines Vaters. "Dabei dachte ich, dass ich kein Problem damit habe, verschiedene Lebensmittel am Geruch zu erkennen", kommentierte der 37-Jährige.

Schwamm drüber, am nächsten Stand warteten schon die nächsten Aufgaben. Denn beim Wissenschaftstag des DZNE (Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen) am Samstag gab es für kleine und große Besucher im Forschungszentrum Caesar an der Ludwig-Erhard-Allee viel zu entdecken, zu testen, zu lernen oder auszuprobieren.

Hannelore und Hartmut Knaus ließen es sich in einer Ecke der Kantine schmecken. "Köstlich", lobte die 66-Jährige das, was Koch Christian Schlößer serviert hatte. "Das Gemüse ist noch knackig und eine Mischung aus Wild- und Vollkornreis habe ich so auch noch nie gekocht."

Das Ehepaar hatte zuvor den Vortrag von Stephan Lück über "Brainfood" besucht. "Unser Gehirn ist sehr egoistisch und unsere übergeordnete Regel- und Schaltzentrale", hatte der Ernährungsexperte erklärt. "Erst will das Gehirn versorgt werden, dann kommt der Körper dran."

Nach einer kleinen Exkursion durch Gehirn, Leber und Arterien bereitete der Kölner Koch eine Mahlzeit zu, die sich genau an den Ernährungstipps des Fachmanns orientierte: Wokgemüse mit Geflügelfleisch und Vollkornreis. Gesund gestärkt und bestens gesättigt ging die Entdeckungstour des Paares weiter.

Beim Wissenschaftstag machte das DZNE auf die geplante "Rheinland Studie" aufmerksam, die 2015 starten soll und sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken wird. Rund 30.000 Probanden aus Bonn und der Umgebung sollen regelmäßig untersucht und befragt werden.

Damit wollen die Forscher ermitteln, welche Faktoren Gesundheitsrisiken fördern beziehungsweise vorbeugen können. Die Ergebnisse sollen in die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen für Hirnerkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Depressionen einfließen.

Die Stars des Wissenschaftstages waren allerdings die WDR-Maus sowie Shaun, das Schaf. Geduldig warteten die kleinsten Besucher bei ungemütlich nassem Wetter vor der Bühne im Caesar-Garten auf den Aufritt der beiden. Mit ein wenig Glück konnten sie die Stars aus dem WDR-Kinderprogramm auch im Trockenen sehen.

Denn zwischen den Auftritten marschierten die Maus und das Schaf durch das Gebäude und ließen sich immer wieder drücken, knuddeln und fotografieren. Dass Bonn ein idealer Ort für wissenschaftliche Studien ist, hatte Pierluigi Nicotera, Vorstand des DZNE, zuvor Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch bestätigt.

"Wir wurden vor fünf Jahren in Ihrer Stadt mit offenen Armen aufgenommen. Hier gibt es hervorragende Schulen, ein einzigartiges Kulturprogramm, renommierte Museen und nette Restaurants. Wir haben keine Probleme, Wissenschaftler aus der ganzen Welt für eine Mitarbeit hier in Bonn zu finden."

Mit der Resonanz am Samstag waren die Veranstalter sehr zufrieden. Rund 4500 Besucher seien gekommen, berichtete DZNE-Sprecher Dirk Förger. "Schon am Mittag waren praktisch alle Laborführungen und die Kochshow restlos ausgebucht", sagte er. "Völlig überrascht waren wir von der großen Nachfrage bei den wissenschaftlichen Vorträgen: Teilweise mussten die Besucher stehen, da der große Hörsaal bis auf den letzten Platz besetzt war."

1,4 Millionen Betroffene

In Deutschland leben mehr als 1,4 Millionen Demenzkranke. Das DZNE ist die einzige außeruniversitäre Forschungseinrichtung, die sich diesem Thema mit allen Facetten widmet. 600 Mitarbeiter untersuchen bundesweit in mehr als 70 Arbeitsgruppen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener Gehirnerkrankungen mit dem Ziel, neue präventive und therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Auf dem Gelände der Uniklinik Bonn entsteht ein Neubau für das DZNE. Mitte 2016 werden dort Molekularbiologen, Chemiker, Neuropathologen und Pflegewissenschaftler Forschung und Behandlung mit der Krankenversorgung verknüpfen.

Kurz gefragt

Stephan Lück erklärte beim Fest des DZNE, welchen Einfluss die Ernährung auf Leistungsfähigkeit und Denkleistung hat.

Geht Liebe nicht durch den Magen?
Stephan Lück: Nein, Liebe geht durch den ganzen Körper. Denn nur eine ausgewogene Ernährung, die Körper und Geist gleichermaßen versorgt, garantiert unser Wohlbefinden.

Welche Lebensmittel tun unserem Gehirn besonders gut?
Lück: Zum sogenannten Brainfood zählen alle Lebensmittel, die komplexe Kohlenhydrate enthalten. Dazu gehören Vollkornprodukte, ungeschälter Reis, Kartoffeln, Haferflocken, Obst und Gemüse. Wichtig ist, dass man nicht zu viel und nicht zu wenig Kohlenhydrate aufnimmt.

Wie wirkt sich diese Ernährung auf unser Gehirn aus?
Lück: Unser Gehirn braucht ausschließlich Glukose und Sauerstoff, um leistungsfähig zu sein. Aus komplexen Kohlenhydraten wird Glukose langsam ans Blut abgegeben, und der Blutzuckerspiegel ist nur kleinen Schwankungen unterworfen. Wer geistige Hochleistungen bringen will, sollte Lebensmittel mit einem niedrigen Insulin-Index bevorzugen.

Haben Sie heute schon Brainfood gegessen?
Lück: Natürlich, zum Frühstück. Da gab es Müsli aus gesunden Haferflocken und dazu frisches Obst.

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