Reise der ESG Bonn durch Indien Gastfreundschaft und Verkehrschaos

BONN · Es sind Erfahrungen, die Barbora Reznáková, Katharina Schuh und Konstantin Jung nicht so schnell vergessen werden. Bollywood-Musik, Safari, volle Einkaufsstraßen, eigenartige Verkehrsregeln und die gänzlich anderen Auffassungen über das eigene Leben.

 Zu Besuch in Indien: Bonner Studenten mit ESG-Pfarrer Michael Pues (obere Reihe Mitte). Im Haupttext berichten Konstantin Jung (unten, mit Brille), Barbora Reznáková (schräg rechts oben von Jung) und Katharina Schuh (links, 2. v. unten) von ihren Erfahrungen.

Zu Besuch in Indien: Bonner Studenten mit ESG-Pfarrer Michael Pues (obere Reihe Mitte). Im Haupttext berichten Konstantin Jung (unten, mit Brille), Barbora Reznáková (schräg rechts oben von Jung) und Katharina Schuh (links, 2. v. unten) von ihren Erfahrungen.

Foto: ESG Bonn

Indien hat bei den dreien mächtig Eindruck hinterlassen. Die drei Studenten der Uni Bonn gehörten einer zwölfköpfigen Delegation der Evangelischen Studierendengemeinde Bonn (ESG) an, die von Anfang bis Mitte März durch das asiatische Land reisen durfte; sie besuchten unter anderem die Städte Bangalore, Chennai (Madras), Kerala und den Bandipur-Nationalpark.

"Wir hatten ein ziemlich volles Programm, das sehr interessant war und uns den Süden Indiens in seiner Gänze zeigte", resümiert die Medizinstudentin Barbora Reznáková. Die 22-Jährige fand es zum Beispiel "interessant und erschreckend zugleich", wie in Indien mit der Umwelt und mit Abfällen umgegangen wird: "Es stinkt, und die Flüsse sind komplett verschmutzt - mir wurde nach der Reise erst bewusst, wie dankbar wir sein können, dass wir sauberes Wasser und eine funktionierende Müllwirtschaft haben. Das muss man wirklich mal schätzen."

ESG-Studierendenpfarrer Michael Pues begleitete die Gruppe nach Indien. "Die Idee hinter dieser Reise war es, mit den indischen Studenten, die uns im letzten Jahr in Bonn besucht hatten, Unternehmungen zu machen, um das Land und die Leute kennenzulernen", erläutert er. "Wir haben während unserer zweiwöchigen Rundreise vom 3. bis 17. März auch mehrere Familien besucht, die uns stets in traditioneller Art empfangen haben", ergänzt der Mathematikstudent Konstantin Jung (22).

"Die Inder sind alle sehr gastfreundlich gewesen. Vor allem die Familien in den Slums haben mich beeindruckt. Sie haben schon wenig - und dennoch taten sie alles für uns." Kleinere Kulturschocks blieben dabei nicht aus: "Es ist verrückt, wie viel Chili und Curry in der indischen Küche verwendet wird - sogar beim Frühstück geht es schon scharf zu", berichtet Mitfahrerin Katharina Schuh, die ebenfalls Mathematik in Bonn studiert.

Auffällig war für die Reisenden, dass die Gastgeber nie mit ihnen gemeinsam aßen. "Unsere jeweiligen Gastgeber haben sich immer um uns gekümmert und nachgeschenkt - erst wenn wir selbst gegessen hatten, aßen unsere Gastgeber in einem separaten Raum", erklärt Pues.

Ein ganz besonderes Erlebnis sei es auch immer wieder gewesen, Straßen zu überqueren. "Da reiht sich ein Auto an das andere. Die fahren kreuz und quer und hupen. Die Inder gehen einfach über die Straße - und hoffen, dass die Autos schon ausweichen; echt verrückt", erzählte Konstantin lachend. Aber auch eine indische Zugfahrt sei sehr zu empfehlen, berichteten die drei Studenten augenzwinkernd. "Die Züge waren sehr voll, allerdings reisten fast nur Männer oder Familien mit der Bahn. Wir haben manchmal auch in den Zügen geschlafen - da konnte ich besser schlafen als im Flugzeug", sagt Reznáková.

Ganz besonders interessant fanden die indischen Gastgeber im Gegenzug die Erzählungen ihrer Bonner Kommilitonen über gemischtgeschlechtliche Wohnheime - in Indien gibt es so etwas nicht. Beziehungen zwischen Studenten sind genauso tabu wie nächtliche Ausflüge in Clubs oder Bars. "Auch wenn vieles dort noch anders ist, spürt man aber schon, dass der westliche Lebensstil langsam aber sicher auch in Indien Einzug hält", erklärt Pues.

Ein gravierender Unterschied allerdings wiegt immer noch schwer: "Die Inder sind sehr religiös. Für sie ist unbegreiflich, dass es in Deutschland Menschen gibt, die sich überhaupt nicht für Religion interessieren." Nach Indien wollen alle drei befragten Studenten gerne zurückkehren. Barbora Reznáková sagt: "Schon am Flughafen habe ich überlegt, wann ich wieder hinfliege."

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