Bonner Universität untersucht neurobiologische Grundlagen Gehirn-Scan beim Aktienkauf

BONN · Wieso investieren manche Menschen ihr Geld in Aktien, während andere ganz und gar aufs sichere Sparbuch setzen? Welche Rolle spielen dabei Unterschiede in der Persönlichkeit, Bildung oder biologische Faktoren? Wissenschaftler des Center for Economics and Neuroscience (CENs) der Universität Bonn wollen diese Fragen nun mit Hilfe eines Kernspintomographen beantworten.

 An der Börse: Eine Händlerin beobachtet den Kursverlauf. Neurobiologen wollen untersuchen, was dabei im Hirn passiert.

An der Börse: Eine Händlerin beobachtet den Kursverlauf. Neurobiologen wollen untersuchen, was dabei im Hirn passiert.

Foto: dpa

Das Projekt wird vom Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) gefördert. Die Wissenschaftler suchen für die Untersuchung noch männliche Teilnehmer im Alter von 30 bis 50 Jahren.

Je mehr Erfahrung wir mit riskanten Geldanlagen haben, umso leichter fällt uns die Einschätzung des Risikos, davon gehen die Wissenschaftler aus. Doch sind wir nach einem Börsencrash immer noch gewillt, am Aktienmarkt teilzunehmen? In einer groß angelegten Studie untersucht das Team um Professor Bernd Weber vom Center for Economics and Neuroscience (CENs) der Universität Bonn, inwiefern vergangene Investitionsentscheidungen einen Einfluss darauf haben, wie das Risiko von Aktien bewertet und im Gehirn verarbeitet wird.

Die Freiwilligen nehmen an einer Börsensimulation im Life & Brain Center teil, in der die Testpersonen echtes Geld in Aktien oder Anleihen investieren. Während sie den Verlauf der Aktien verfolgen, zeichnet dann ein Kernspintomograph ihre Hirnaktivität auf.

"Uns interessiert in erster Linie, wie das Gehirn so komplexe Entscheidungen wie Aktienkäufe trifft und ob vergangene Fehlinvestitionen unsere Fähigkeit beeinträchtigen, gewinnmaximierend zu entscheiden", berichtet Professor Weber. Die Ergebnisse der Studie könnten bislang ungelöste Phänomene des Finanzmarkts erklären, glauben die Forscher - zum Beispiel, warum Aktienbesitzer häufig zu lange an fallenden Aktien festhalten.

"Diese Studie markiert den Beginn eines groß angelegten Forschungsprojektes", sagt Weber. "Im nächsten Schritt planen wir den Einbezug genetischer Erbinformation, die uns weitere Erkenntnisse über die neurobiologischen Mechanismen des Finanzverhaltens liefern sollen." Aus Blutproben wird dann die Geninformation der Testpersonen gewonnen und mit den Verhaltensdaten des MRT-Experiments verglichen.

Für diesen Teil der Studie suchen die Wissenschaftler vom CENs noch männliche Probanden im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, die keine neurologischen oder psychiatrischen Vorerkrankungen haben. Nach erster Kontaktaufnahme wird in einem Telefongespräch geklärt, ob der Interessent für eine MRT-Untersuchung in Frage kommt.

Die Wissenschaftler setzen für die Untersuchung etwa dreieinhalb Stunden an. Die Aufwandsentschädigung beträgt 70 bis 120 Euro und setzt sich aus den Gewinnen dreier Börsensimulationen zusammen.

Interessenten können sich unter Tel. 02 28/6 88 52 60 oder per E-Mail unter studienteilnahme@lifeandbrain.com (Betreff: Finanz-studie) melden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.cens.uni-bonn.de/experiments/rudorf/wissenschaftliche-studie-zu-finanzentscheidungen.

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