TK-Studie Guter Schlaf, gute Arbeit - und umgekehrt

Berlin · Schlaf gehört zu den Themen des Gesundheitsmanagements in den Betrieben, die derzeit bei den Kassen am meisten nachgefragt werden. Das hängt offensichtlich mit einer geänderten Arbeitswelt zusammen.

Ein Drittel der Deutschen findet einer Studie der Techniker Krankenkasse zufolge nicht richtig in den Schlaf oder schläft nicht tief genug.

Ein Drittel der Deutschen findet einer Studie der Techniker Krankenkasse zufolge nicht richtig in den Schlaf oder schläft nicht tief genug.

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Symbolbild

Ihr Anteil an der Gruppe der Schlecht-Schläfer sei überdurchschnittlich hoch. Die Hälfte von ihnen schlafe höchstens fünf Stunden. Insgesamt findet ein Drittel der Deutschen nicht richtig in den Schlaf oder schläft nicht tief genug. Ein knappes Viertel (24 Prozent) kommt nicht auf das von Gesundheitsexperten empfohlene Minimum von sechs Stunden, so die Studie.

Wer aber nicht ausreichend schlafe, gefährde nicht nur die eigene Gesundheit. Auch Unfallrisiko und Fehlerquote im Job stiegen, so die Herausgeber der Studie. Nach einer Studie der DAK-Gesundheit vom März diesen Jahres sind seit 2010 die Schlafstörungen bei Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren um 66 Prozent angestiegen.

Laut neuer TK-Studie liegt der Anteil der Flex-Beschäftigten in Deutschland mittlerweile bei 30 Prozent. Und der Bedarf steige mit dem Anspruch der Verbraucher, rund um die Uhr alles erledigen zu können. Digitalisierung und internationale Märkte förderten Produktion, Handel und Logistik, veränderten auch die Arbeitswelt und die Anforderungen an die Beschäftigten. "Was sich allerdings nicht ändert, ist die innere Uhr des Menschen und sein Schlafbedürfnis", sagte der Vorstandsvorsitzende der TK, Jens Baas. Die Herausforderung sei, ein gesundes Verhältnis zu finden zwischen den Bedürfnissen der Beschäftigten und den betrieblichen Erfordernissen.

Der Mensch muss sich erholen, um kreativ und leistungsfähig zu sein. "Im Schlaf sortiert das Gehirn seinen Zwischenspeicher. Dafür muss das System herunterfahren, das ist im laufenden mentalen Betrieb nicht möglich", erläuterte Baas. "Gerade in einer Wissensgesellschaft wie der unseren ist erholsamer Schlaf nicht nur physiologisch, sondern auch gesellschaftlich wichtig. Deshalb sollten wir unser Schlafverhalten optimieren, nicht rationalisieren."

Untersuchungen zeigen laut TK, dass Beschäftigte bei gleicher Tätigkeit zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich beansprucht werden. Die Frühschicht liegt demnach bei 100 Prozent Energieeinsatz, die Spätschicht bei 113 und die Nachtschicht bei 156 Prozent. "Wer also möchte, dass Beschäftigte trotzdem gesund bleiben, muss sich um eine wirksames betriebliches Gesundheitsmanagement kümmern", heißt es bei der TK.

"Schlechtschläfer" sind laut TK-Studie deutlich häufiger von gesundheitlichen Beschwerden betroffen. 54 Prozent litten unter Muskelverspannungen und Rückenschmerzen, bei den "Gutschläfern" seien es nur 35 Prozent. Wer schlecht schlafe, fühle sich mehr als doppelt so häufig erschöpft (44 zu 21 Prozent), gereizt (33 zu neun Prozent) und niedergeschlagen (21 zu sechs Prozent).

Vieles sei nicht oder nur schwer beeinflussbar, wie Straßenlärm oder das Schnarchen des Partners. Die Studie zeige aber auch, dass man schon mit kleinen Lebensstilveränderungen viel erreichen könne, hieß es. So beklagten 41 Prozent die Zimmertemperatur, 23 Prozent konsumierten vor dem Schlafen schwere Mahlzeiten und 15 Prozent koffeinhaltige Getränke. Bei sieben Prozent der Erwachsenen liege das Smartphone auf dem Nachttisch oder unter dem Kopfkissen. Besonders hoch sei der Anteil bei den Unter-30-Jährigen. Hier störe das Handy bei jedem Fünften den Schlaf.

Weitere Infos

  • Millionen Deutsche können sich auch nachts nicht von ihrem Smartphone trennen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Marktforschungsinstituts Toluna, die von der Krankenkasse pronova BKK in Auftrag gegeben wurde. Rund vier von zehn Befragten (38 Prozent) gaben an, direkt vor und nach dem Schlafen auf ihr Smartphone zu schauen. Bei den unter 30-Jährigen sind es laut Studie sogar sieben von zehn (70 Prozent).

"Das Smartphone als Wecker zu benutzen, verführt auch während der für den Körper wichtigen Ruhephasen zum Draufschauen", sagte Lutz Kaiser, Vorstand der pronova BKK. Dieser Trend sei durchaus bedenklich. Eine unfreiwillige Trennung vom Smartphone bedeutet aber laut Studie für viele Deutsche ebenfalls massiven Stress: Rund ein Viertel (24 Prozent) gaben an, schon mal Stresssymptome wie Herzrasen oder Schweißausbrüche verspürt zu haben, weil sie ihr Smartphone vergessen hatten.

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