Hohe Schule für die Forschung

Die Universität Bonn richtet ein Promotionskolleg für Human- und Zahnmedizinstudenten ein

 Ein Doktorand begutachtet Petrischalen mit angelegten Pilzkulturen.

Ein Doktorand begutachtet Petrischalen mit angelegten Pilzkulturen.

Foto: dpa

Bonn. Die Universität Bonn will mit einem Promotionskolleg Doktoranden gezielt für die medizinische Forschung ausbilden. Am Donnerstag wird das "SciMed"-Promotionskolleg auf dem Venusberg feierlich eröffnet. "Die Komplexität in der Wissenschaft hat enorm zugenommen", sagt der Epileptologe Professor Heinz Beck, Sprecher des Kollegs.

Forschende Mediziner haben es heutzutage mit Hochtechnologie zu tun. "Deshalb ist die Vorbereitung darauf so wichtig", begründet Beck.

Parallel zur studienbegleitenden Promotion in der Medizin und Zahnmedizin wird es zusätzlich noch eine wissenschaftliche Ausbildung geben. Die Doktoranden haben Lehrveranstaltungen und Praxisphasen zu absolvieren, die ihnen eine tiefere wissenschaftliche Ausbildung vermitteln.

"Über den Betreuer der Dissertation hinaus steht jedem Doktoranden ein Mentor als Ansprechpartner zur Verfügung", berichtet der Sprecher. "Damit soll über den Tellerrand des eigenen Gebiets hinausgeschaut werden." Der Fortgang der Promotion wird außerdem in regelmäßigen Vorträgen der Doktoranden kontinuierlich begutachtet. "Diese Art der Qualitätskontrolle und Begleitung der Doktoranden ist neu", sagt Beck.

Nicht jeder Medizinstudent kann im Kolleg promovieren. "Im ersten Schritt fokussieren wir auf herausragende Studenten, die aufwendige experimentelle Promotionen anfertigen möchten", berichtet der Sprecher. Das Aufnahmeverfahren sieht deshalb eine Bewerbung durch einen Studenten mit einem betreuenden Hochschullehrer vor. "Die wissenschaftliche Qualität des Antrages wird dann fachlich begutachtet", sagt Beck. Daran schließt sich ein Vorstellungsgespräch an. Eine Kommission beschließt dann, wer ins Kolleg aufgenommen wird.

Wer ein Ticket für die hohe Schule der Medizinforschung in der Tasche hat, muss sich dann ein Urlaubssemester nehmen und bekommt für ein Jahr ein Stipendium in Höhe des BAföG-Höchstsatzes von 670 Euro. Außerdem würden Kosten für Verbrauchsmaterial bis maximal 6 000 Euro und ein Reisekostenzuschuss von bis zu 500 Euro übernommen, berichtet Beck.

An der Medizinischen Fakultät existiert mit dem Programm "Bonfor" bereits seit mehr als 15 Jahren ein Sprungbrett für Forscherkarrieren. Begabte junge Medizinstudenten werden mit dieser Förderung fit gemacht für eigenständige Forschung und Drittmitteleinwerbung.

"Wir werden derzeit geförderten Promotions-Stipendiaten aus dem Bonfor-Programm zunächst die Möglichkeit geben, in das Promotionskolleg aufgenommen zu werden", berichtet Beck. Er rechnet zunächst mit etwa 30 Kollegiaten pro Jahr. "Für herausragende Medizinstudenten wird es im Promotionskolleg immer Platz geben", versichert der Sprecher.

Die Medizinische Fakultät bereitet früh auf technikintensive Spitzenforschung vor. Ab dem vierten Fachsemester können Medizinstudenten ein Jahr lang am promotionsvorbereitenden "Pre-SciMed"-Programm teilnehmen. "Es besteht etwa aus Vorlesungen zur Vermittlung von technischen Methoden, einem Seminar zur Schulung wissenschaftlichen Denkens und einem zweiwöchigen Laborpraktikum", sagt Beck.

Es schließt mit einer Abschlussprüfung ab und ist Voraussetzung für die Teilnahme am Promotionsprogramm. Im Promotionskolleg gibt es dann eine Ringvorlesung und ein weit gefächertes Angebot zur Methodenausbildung an den verschiedenen Instituten.

Es wird immer wieder über die Qualität medizinischer Promotionen im Vergleich zu deutlich aufwendigeren Dissertationen in anderen Fächern diskutiert. "Derzeit gibt es hinsichtlich Qualität und Dauer ein sehr breites Spektrum an medizinischen Doktorarbeiten", sagt Beck.

Literaturarbeiten, die auf einer kritischen Durchsicht vorhandener Daten basieren, brauchen manchmal nur einige Monate. Am anderen Ende des Spektrums rangieren sehr aufwendige experimentelle Doktorarbeiten, die bis zu zwei Jahre benötigen. "Das oberste Drittel kann aber durchaus mit einer naturwissenschaftlichen Doktorarbeit mithalten", ist Beck überzeugt. "Ich hoffe, dass wir durch das Promotionskolleg noch mehr Dissertationen in diesen qualitativ hochwertigen Sektor bekommen."

Infos: www.scimed.uni-bonn.de

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