Nach vier Jahren im All Japanische Raumsonde erreicht den Asteroiden Ryugu

Tokio · Lange mussten die Forscher warten, jetzt gibt es Fotos aus nächster Nähe: Die Raumsonde "Hayabusa2" ist bei dem Asteroiden Ryugu angekommen. Für Überraschung sorgt dessen ungewöhnliche Form.

 Der Asteroid Ryugu, aufgenommen mit einer Kamera der japanischen Raumsonde "Hayabusa2".

Der Asteroid Ryugu, aufgenommen mit einer Kamera der japanischen Raumsonde "Hayabusa2".

Foto: JAXA and Partner Institutions

Nach fast vier Jahren im All hat die japanische Raumsonde "Hayabusa2" ihr Ziel erreicht. Die Sonde mit der deutsch-französischen Landeeinheit "Mascot" an Bord sei nun etwa 20 Kilometer vom Asteroiden Ryugu entfernt, bestätigte die japanische Raumfahrtagentur Jaxa.

Von dort aus werde die Sonde Messungen vornehmen und einen geeigneten Landeplatz für "Mascot" suchen. "Wir waren alle sehr erleichtert", sagte Missionsleiter Makoto Yoshikawa. "Wir sind weit gekommen. Aber ab nun geht es um den wirklichen Teil der Mission."

"Hayabusa2" soll den derzeit rund 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Asteroiden vermessen. Zudem soll die Sonde sich dem Himmelskörper während der Mission so sehr nähern, dass sie im dichten Überflug Material von seiner Oberfläche einsaugen und im Jahr 2020 zur Erde bringen kann. Der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der französischen Raumfahrtagentur CNES entwickelte Lander "Mascot" wird dagegen auf Ryugu bleiben. Die Forscher wollen mit der Mission den Ursprüngen unseres Sonnensystems auf die Spur kommen.

"Endlich angekommen!", freuten sich auch die DLR-Forscher auf Twitter. "Der Asteroid Ryugu ist für uns ein ideales Forschungsobjekt mit seinen gerade einmal 900 Metern Durchmesser und vielen Artgenossen in der Nähe der Erdbahn", sagte Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin. Ungewöhnlich sei seine eckige Form. Außerdem seien Krater und große Brocken auf der Oberfläche sichtbar.

Auf den Fotos sei ein besonders großer Krater mit etwa 200 Metern Durchmesser in der Nähe des Äquators zu sehen, sagte Jaxa-Mitarbeiter Seiichiro Watanabe. "Es sind auch viele Felsbrocken auf der Oberfläche verteilt, einer davon mit 100 Metern Durchmesser. Das ist ein großes Rätsel."

Ryugu ist besonders kohlenstoffhaltig und gehört damit zu einer häufig vorkommenden Klasse von erdnahen Asteroiden. Teleskopmessungen ließen vermuten, dass er Wasser enthält. Es besteht die Möglichkeit, dass Asteroiden einst mit Einschlägen auf der Erde auch Wasser zu unserem Planeten gebracht haben.

Die Landeeinheit "Mascot", die 30 mal 30 mal 20 Zentimeter groß ist und zehn Kilogramm wiegt, soll dem DLR zufolge voraussichtlich Anfang Oktober auf der Oberfläche des Asteroiden landen. "Dort wird sich der Lander hüpfend über die Oberfläche bewegen, um Messungen an mehreren Orten zu ermöglichen", teilte das DLR mit. "Mascot" soll bis zu 70 Meter weit springen können, was er mit Hilfe eines eingebauten Schwungarms schafft. Entwickelt wurde dieser vom DLR-Robotikzentrum im bayerischen Oberpfaffenhofen. Neben den DLR-Instituten in Oberpfaffenhofen und Berlin sind auch Braunschweig, Bremen und Köln an Entwicklung, Durchführung und Überwachung der Mission beteiligt.

"Hayabusa2" startete im Dezember 2014 in Japan und hat seitdem mehr als drei Milliarden Kilometer zurückgelegt. Das japanische Wort "Hayabusa" bedeutet "Falke". "Ryugu" steht für den Unterwasserpalast eines Drachenkönigs aus der japanischen Folklore.

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