Forschung der Universität Bonn Kamera macht Unsichtbares sichtbar

BONN · Um die Ecke sehen? Mit einer Spiegel-Konstruktion kein Problem, das weiß jedes Kind. Das Gleiche mit einer Kamera schaffen? Das kann nur ein Zaubertrick sein. Sollte man meinen. Denn Wissenschaftler der Universität Bonn und der University of British Columbia im kanadischen Vancouver haben ein Kamerasystem entwickelt, das genau dies zustande bringt, teilt die Universität mit.

 Nutzt Streulicht zur Bildgebung: Professor Matthias Hullin vom Institut für Informatik II mit seiner Ausrüstung.

Nutzt Streulicht zur Bildgebung: Professor Matthias Hullin vom Institut für Informatik II mit seiner Ausrüstung.

Foto: Hullin

Aus diffus reflektiertem Licht rekonstruiert das Gerät die Form von Objekten, die sich außerhalb des Blickfeldes befinden. Von ihrem Erfolg werden die Forscher um Professor Matthias B. Hullin vom Institut II der Bonner Universität bei der internationalen Konferenz für maschinelles Sehen und Mustererkennung berichten, die von heute an bis Freitag in Columbus (Ohio/USA) stattfindet.

Ein Laser leuchtet an eine Wand; eine Kamera nimmt dies auf. Durch das Kameraobjektiv ist nichts weiter zu sehen als weiße Raufasertapete mit einem hellen Lichtfleck darauf. Noch. Denn ein Rechner nimmt diese Bilder auf und verarbeitet sie weiter - und allmählich zeichnen sich auf dem Bildschirm die Umrisse eines Gegenstandes ab, der sich hinter der Wand befindet.

Die Erklärung: Die Wissenschaftler verwandeln die Wand in so etwas wie einen Spiegel. Informationsquelle ist das Streulicht, das der Laserpunkt an der Wand aussendet. Auf Umwegen fällt dieses Licht wieder auf die Wand und schließlich in die Kamera. "Wir nehmen eine Art Lichtecho auf, also zeitaufgelöste Daten, aus denen wir das Objekt rekonstruieren können", so Hullin.

"Ein Teil des Lichts ist auch mit dem unbekannten Gegenstand in Berührung gekommen und bringt so wertvolle Information über dessen Form und Aussehen mit."

Noch beschränken sich die Ergebnisse auf grobe Umrisse. Professor Hullin geht allerdings davon aus, dass im Zuge der rasanten Entwicklung von Technik und mathematischen Methoden bald eine höhere Auflösung erzielt werden kann. Das Interesse an der neuen Technologie sei groß, könnte sie doch in der Telekommunikation, der Fernerkundung und der medizinischen Bildgebung eines Tages Verwendung finden.

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