Mit nachgebautem Viren-Erbgut gegen Hautkrebszellen

Von Bonner Forschern entwickeltes Verfahren könnte für neuartige Krebstherapie genutzt werden

Bonn. (piw) Mit einem neuen Verfahren wollen Forscher der Uni Bonn und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) Hautkrebszellen in den Selbstmord treiben. Dazu haben sie nachgebaute Erbinformation von Viren in die Krebszellen eingeschleust, die sich dann selbst vernichteten.

Die Methode könnte eventuell für neuartige Krebstherapien genutzt werden. Robert Besch von der LMU hat die Studie geleitet. "Wenn die Erbsubstanz irreparabel beschädigt ist, wird bei der betreffenden Zelle normalerweise der programmierte Selbstmord eingeleitet", sagt er.

Diese "Apoptose" ist bei Krebs außer Gefecht gesetzt. Sie erfolgt jedoch auch in Körperzellen, die von Viren infiziert sind. Dies machten sich die Forscher zunutze. "Wir wollten die Mechanismen der Virenabwehr zur Bekämpfung von Tumoren einsetzen", erläutert Professor Gunther Hartmann (Uni Bonn).

"Dazu haben wir künstlich hergestelltes Viren-Erbgut wie ein Arzneimittel eingesetzt." Dieses Material kann sich nicht im Körper ausbreiten und vermehren. Dennoch verleitete es Hautkrebszellen zum sofortigen programmierten Selbstmord.

"Das Spannende daran ist, dass ein Protein namens Bcl-xL in gesunden Zellen - und nur dort - den programmierten Zelltod verhindert hat", ergänzt Besch.

Zudem bewirkte das Virenmaterial, dass der Körper die Krebszellen erkannte und angriff - bei Krebs geschieht dies oft nicht, weil sich Tumoren im Körper quasi "unsichtbar" machen können. Bis die neue Methode an Patienten getestet oder tatsächlich in der Krebstherapie eingesetzt werden könnte, sind noch ausführlichere Forschungsarbeiten nötig.

Robert Besch et al.: Proapoptotic signaling induced by RIG-I and MDA-5 results in type I interferon-independent apoptosis in human melanoma cells. The Journal of Clinical Investigation, Band 119 (8), DOI: 10.1172/ JCI37155

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