"Nicht nur mit Nostalgie zurückblicken"

In der neuen Vereinigung sollen Ehemalige und Studierende der Bonner Universität ein Netzwerk bilden sowie von einem geistigen und gesellschaftlichen Austausch profitieren

  Lothar Hönnighausen  ist seit 1. September Alumni-Beauftragter der Uni Bonn. Der Amerikanistik-Professor verweist auf Ehemaligen-Traditionen in den USA.

Lothar Hönnighausen ist seit 1. September Alumni-Beauftragter der Uni Bonn. Der Amerikanistik-Professor verweist auf Ehemaligen-Traditionen in den USA.

Foto: Fischer

Bonn. Professor Lothar Hönnighausen hat am 1. September sein Amt als Alumni-Beauftragter der Uni Bonn angetreten. Während in Amerika diese Clubs bereits auf eine lange Tradition zurückblicken, gibt es hierzulande erst wenige. Mit dem langjährigen Inhaber des Lehrstuhls für Amerikanistik/Kanadistik im Englischen Seminar und Leiter des Nordamerikaprogramms sprach Renate I. Mreschar.

General-Anzeiger: Was heißt eigentlich Alumni?

Hönnighausen: Das lateinische Wort "Alumnus" bedeutet Zögling und wurde zunächst im anglo-amerikanischen Raum zu einer allgemein gebräuchlichen Bezeichnung für Ehemaligen-Vereine an den Universitäten.

GA: Wie ist die Resonanz?

Hönnighausen: Inzwischen haben wir 500 Mitglieder, davon 21 aus 16 verschiedenen Ländern. Das älteste ist Jahrgang 1906 und promovierte 1931 in Bonn.

GA: Was sind Ihre vorrangigen Ziele?

Hönnighausen: Meine Aufgabe als Alumni-Beauftragter des Rektorats ist vor allem die Entwicklung eines Netzwerkes der ehemaligen und gegenwärtigen Studierenden der Universität, um das Zusammenwirken zwischen Universität und Öffentlichkeit zu verbessern. Die Entstehung von Alumni-Clubs an deutschen Hochschulen ist Teil einer größeren Veränderung der Universitätskultur. Wir wollen zu dieser Entwicklung beitragen.

GA: Ein Beispiel?

Hönnighausen: Allgemein wird heute bedauert, dass es keine Abschlussfeiern gibt. Die Studierenden wollen ihre Diplome nicht mehr mit der Post erhalten. Schon in diesem Jahr haben eine Reihe von Instituten improvisiert ihre Absolventen festlich verabschiedet. Und der nächste Schritt ist, dass man die Studenten, schon wenn sie in die Uni eintreten, anders begrüßt: Alumniarbeit darf nicht erst beginnen, wenn die Studierenden die Hochschule verlassen haben.

GA: Sie wollen doch auch in die Gesellschaft wirken?

Hönnighausen: Jede Universität ist gut beraten, wenn sie ihre Kenntnisse nicht nur nach außen abgibt, sondern auch Fragen und Anregungen von dort aufgreift. Wenn von Kiel bis München die Menschen in ihren verschiedenen Positionen und Berufen alle in Kontakt mit ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte sind, wird das zu einer politisch-sozialen Kraft.

GA: Und das Einwerben von Sponsorgeldern?

Hönnighausen: Natürlich sind wir an einer finanziellen Unterstützung interessiert, aber dieses "Fundraising" nach amerikanischem Muster ist nicht das Primäre.

GA: Können Abschlussfeiern wirklich stärker an die Uni binden?

Hönnighausen: Ja. Überhaupt sollte wieder mehr gefeiert werden. Es ist wichtig, dass die Leute, die zusammen wissenschaftlich arbeiten, lehren und lernen, auch zusammen bedeutende Lebensabschnitte feiern.

GA: Welche Vorteile bringt eine Mitgliedschaft?

Hönnighausen: Die Ehemaligen erhalten Zugang zu einem wichtigen beruflichen und fachwissenschaftlichen Netzwerk. Zudem profitieren sie wie die Uni von einem geistigen und gesellschaftlichen Austausch. Für einen Arzt ist es interessant, wieder mit der Medizinischen Fakultät in Verbindung zu treten oder für einen Studienrat mit den Philologen. Beiden Seiten tut es gut, wenn sie in Tuchfühlung sind.

GA: Was bietet der Club seinen Mitgliedern?

Hönnighausen: Einen Alumni-Newsletter, in dem auch Raum für Mitgliedervorschläge ist, ein jährliches Alumni-Treffen, wissenschaftliche Wochenendseminare, Konzerte und Vorträge sowie Kultur- und Wissenschaftsreisen unter Führung von Bonner Wissenschaftlern. Wir wollen kein Verein von Ehemaligen sein, die nur mit Nostalgie auf ihre Studentenzeit zurückblicken.

GA: Können hiesige Alumni-Clubs von Amerika lernen?

Hönnighausen: Zum Teil. Ein Geheimnis des Erfolgs vieler amerikanischer Alumni-Clubs könnte auch unseres sein: Einerseits unterstützt der Club die Identifizierung mit dem eigenen Institut oder Fach, andererseits bildet er eine Dachorganisation für die Alumni-Initiativen der einzelnen Fächer.

GA: Sehen Sie den Alumni-Club auch als Marketing-Instrument der Uni?

Hönnighausen: Ja, auf jeden Fall. Ich sehe ihn aber auch als Praktikums- und Jobbörse für die heutigen Studenten unserer Universität.

GA: Ist die Gesellschaft von Freunden und Förderern der Universität (GEFFRUB) für Sie eine Konkurrenz?

Hönnighausen: Nein. GEFFRUB ist ein Förderverein, der sich unter anderem gezielt an Firmen wendet. Wie das Beispiel amerikanischer Universitäten zeigt, sind Fördervereine und Alumni-Clubs natürliche Partner, die zum Wohle der Universität und der Öffentlichkeit gut zusammenarbeiten.

Informationen über den Bonner Alumni-Club im Internet unter www.alumni.uni-bonn.de, E-Mail:

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