PCB-Werte schnellen wieder nach oben

Nach einem Brand mussten sämtliche Luftreinigungsgeräte im Allgemeinen Verfügungszentrum der Bonner Universität abgeschaltet werden

PCB-Werte schnellen wieder nach oben
Foto: Volker Lannert

Bonn. Mit giftigen Polychlorierten Biphenylen (PCB) gibt es schon seit Jahren im Allgemeinen Verfügungszentrum der Bonner Universität an der Römerstraße 164 Probleme. Doch zwischenzeitlich sind die Werte wieder hochgeschnellt. "Anfang Mai brannten zwei Luftwäscher", berichtet Kristina Kornmesser, Leiterin des Uni-Technik-Dezernats.

"Aus Brandschutzgründen mussten wir daraufhin alle Wäscher abschalten." Rund 500 dieser Geräte sollen die PCB-haltige Raumluft reinigen. Seit bei Untersuchungen im Jahr 2004 im "Neubau" der früheren Pädagogischen Hochschule erhöhte Werte festgestellt wurden, seien mit verschiedenen Maßnahmen die PCB "auf ein vertretbares Maß" reduziert worden, teilt die Uni mit.

Über die Luftwäscher hinaus sollten die Werte gesenkt werden, indem PCB-haltige Fugen abgeklebt werden sowie häufiger geputzt und gelüftet wird. Einmal pro Monat würden zur Überwachung die PCB-Werte gemessen. "Vor diesem Hintergrund erschien ein vorübergehender Verbleib im Gebäude möglich", teilt die Dezernentin mit.

Nach dem Abschalten der Luftwäscher sei es darum gegangen, die Brandursachen zu finden und sie zu beseitigen, sagt Kornmesser. Seit Anfang August laufen die Reinigungsgeräte wieder. "Allerdings sind durch die Zwangspause bei der Luftreinigung die PCB-Werte instabil geworden", berichtet die Dezernentin. "Wir wollen nun die PCB-Belastung die nächsten drei Monaten genau beobachten, ob es zu einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau kommt", so Kornmesser.

Zusätzlich seien weitere 100 Luftwäscher aufgestellt worden. Sollte sich keine Besserung abzeichnen, müssten die betreffenden Räume der Nutzung entzogen werden. Laut Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, von dem die Uni das Gebäude gemietet hat, sind die PCB-Werte nach dem Abschalten der Luftwäscher auch wegen der heißen Jahreszeit angestiegen.

Das Abkleben der Fugen und die Wiederinbetriebnahme der Luftwäscher "haben aktuell bereits wieder zur deutlichen Verbesserung der Werte geführt", teilte der BLB mit, konnte aber keine konkreten Messwerte nennen. Wegen der PCB-Belastung sind bereits seit Längerem einzelne Räume und auch ganze Etagen gesperrt - besonders für Schwangere, Stillende und Kleinkinder.

"Dürfen Informatikstudentinnen in Bonn nicht mehr schwanger werden?", kritisiert nun Angelica Maria Kappel (Grüne), Vorsitzende des Unterausschusses für Wissenschaft und Forschung der Stadt Bonn. Sie wirft der Univerwaltung "jahrelange Untätigkeit" und ein "Ausbremsen von Frauen in der Informatik" vor.

"Dass das Problem keineswegs verharmlost wird, kann man schon an den aufwendigen und umfangreichen Maßnahmen erkennen", entgegnet Uni-Sprecher Andreas Archut. "Wir nehmen das PCB-Problem sehr ernst - zu Hysterie besteht allerdings kein Anlass." Mit der Sperrung werde die PCB-Richtlinie des Landes umgesetzt. Für jede schwangere Mitarbeiterin sei kurzfristig ein PCB-freier Arbeitsplatz gefunden worden.

Für Studentinnen würde ebenso rasch gehandelt, allerdings habe sich bisher keine gemeldet. Studenten und Mitarbeiter sorgen sich aber um Langzeitschäden. Wer möchte, könne sich beim betriebsärztlichen Dienst durchchecken lassen - auf Wunsch auch mit einer Blutuntersuchung, so Archut. "Wir nehmen die Gesundheit unserer Mitarbeiter sehr ernst", sagt Kornmesser.

Im Lauf des nächsten Jahres soll das Gebäude komplett geräumt werden. Das ist laut Fachschaft auch eine Auflage der Bezirksregierung. Die Psychologen, die Altamerikanisten und das Zentrum für Evaluation und Methoden sind bereits umgezogen. Die Chemiker und die Genetiker warten noch auf eine Lösung. Sobald das neue Gebäude für das LIMES-Zentrum in Poppelsdorf bezugsfertig ist, können sie aber in die dann frei werdenden ehemaligen Räume umziehen.

"Für die Informatiker müssen wir noch eine Lösung finden - notfalls übergangsweise in Containern", sagt Kornmesser. Laut Archut sind die Sportstätten an der Römerstraße nicht von PCB betroffen. Der Hochschulsport ist bis zu einem möglichen Neubau am Campus Poppelsdorf auch dringend auf die Räume angewiesen. Der BLB will indes nach 2010 das dann leere Gebäude an der Römerstraße sanieren und anschließend der Uni als Ausweichquartier für weitere Sanierungen zur Verfügung stellen.

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