Fields-Medaille erhalten Peter Scholze sieht sich nicht als "Ausnahmetalent"

Bonn/Rio de Janeiro · Der Bonner Mathematik-Professor Peter Scholze hat eine der höchsten Auszeichnungen seines Fachs bekommen: die Fields-Medaille. Den Wirbel um ihn, kann er allerdings kaum verstehen.

Die Fields-Medaille ist für den Bonner Mathematik-Professor Peter Scholze die jüngste Ehre in einer ganzen Reihe von Auszeichnungen. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erklärt er, warum es ihm eigentlich um etwas anderes geht.

Frage: Sind Preise der Maßstab, um zu bemessen, wie gut ein Land in einer Disziplin aufgestellt ist? Frankreich beispielsweise hat deutlich mehr Fields-Medaillengewinner als Deutschland.

Peter Scholze: Natürlich sind die Preise immer nur eine sehr indirekte Reflexion von dem, was wirklich da ist. Aber im Großen und Ganzen spiegeln die schon die Realität wider. Frankreich hat eine sehr starke Tradition der reinen Mathematik. Die haben auch ein ganz anderes Wissenschaftssystem, man kriegt früher permanente Stellen. Es gibt auch viel mehr reine Forschungsstellen, wo es auch ein paar Leute gibt, die ihr ganzes Leben der Forschung verschreiben.

Wünschen Sie sich das auch für Deutschland oder für sich persönlich?

Scholze: Ich bin mit meiner Stelle sehr glücklich, ich will auch lehren. Ich glaube auch nicht, dass man das System auf den Kopf stellen könnte.

Sie haben schon zig Preise bekommen - was zählt da die Fields-Medaille? Ist das der vielzitierte Nobelpreis der Mathematik?

Scholze: Wie einen Nobelpreis würde ich es nicht sehen, weil das Set-up anders ist. Die Fields-Medaille ist ja nur für junge Leute und soll gerade auch ein Ansporn sein. Aber es ist schon der bekannteste Preis für Mathematiker und für mich schon eine herausragende Ehre.

Gemessen daran: Haben Sie noch Ziele? Oder werden Sie so mit Lob überschüttet, dass Sie nicht mehr wissen, wohin das führen soll?

Scholze: Ich versuche, das gar nicht so sehr an mich rankommen zu lassen. Es gibt einfach die Fragestellungen in der Mathematik, die mich interessieren und an denen ich arbeiten will. Damit haben die Preise ja nichts zu tun.

Ist das dann sogar etwas, das Sie eher von der eigentlichen Arbeit abhält, wenn Sie zum Beispiel zu Preisverleihungen oder irgendwelchen Amtsübernahmen müssen?

Scholze: Naja, teilweise kann das schon manchmal nerven (lacht).

In Laudationen werden Sie als Überflieger, Ausnahmetalent, Genie bezeichnet. Welche Superlative können Sie nicht mehr hören?

Scholze: Ich brauche die Superlative nicht.

Sehen Sie sich denn selbst als Crack, der aus der Masse heraussticht?

Scholze: An sich habe ich gar nicht das Gefühl, dass ich ein spezielles Talent besitze.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort