Uni Bonn Rätsel um Virenursprung gelöst

Bonn · Erstmals haben Wissenschaftler der Universität Bonn zusammen mit einem internationalen Forscherteam den zeitlichen Ursprung und die geografische Ausbreitung eines Virus bestimmt.

 Krankheits-Überträger: Die Forscher fingen 3491 Stechmücken und untersuchten deren Verwandtschaftsverhältnisse.

Krankheits-Überträger: Die Forscher fingen 3491 Stechmücken und untersuchten deren Verwandtschaftsverhältnisse.

Foto: dpa

Demnach wurde das St. Louis Encephalitis Virus während der postkolumbianischen Kolonialzeit vor rund 330 Jahren durch das Eindringen des Menschen in die Urwälder Südmexikos und Panamas freigesetzt. Seitdem treibt es sein Unwesen in Nord- und Südamerika. Der Erreger kann zu einer tödlich verlaufenden Hirnhautentzündung führen. Über die Ergebnisse berichtet das Journal der American Society for Microbiology "mBio".

Das St. Louis Encephalitis Virus wird durch Stechmücken übertragen. Typische Symptome sind Fieber, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Aus der Infektion kann sich eine Hirnhautentzündung entwickeln, die vor allem bei älteren Menschen in fünf bis 20 Prozent der Fälle tödlich verläuft. Das Virus ist vor allem in Nord-, Mittel- und Südamerika verbreitet.

Erstmals wurde der Erreger 1933 in St. Louis beschrieben. Seither hat es mehr als 50 Epidemien in den USA und Kanada gegeben. "Der Ursprung des Virus, und wie es sich geografisch ausgebreitet hat, blieben bislang im Dunkeln", sagt Sandra Junglen vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn.

Um das Rätsel zu lösen, kooperierten die Wissenschaftler mit Kollegen des Robert-Koch-Instituts sowie aus den USA und Mexiko. Sie fingen im Palenque Nationalpark (Mexiko) 3 491 Stechmücken - im Regenwald, in für landwirtschaftliche Zwecke gerodeten Flächen und in der Nähe von Dörfern.

An den Mücken führten die Forscher Verwandtschaftsnachweise durch. Mit entsprechenden Computermodellen rekonstruierten sie den Ursprung sowie die zeitliche und geografische Ausbreitung des Virus. "Durch die verwendeten Rekonstruktionsmethoden könnten Wissenschaftler zukünftig das Ausbreitungsverhalten von Erregern nicht nur rekonstruieren, sondern auch Vorhersagen über Epidemien erzielen", so Junglen.

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