Fachhochschule Remagen Seit 15 Jahren Impulsgeber für Remagen

REMAGEN · Die Eröffnung der neuen Fachhochschule in Remagen vor 15 Jahren bezeichnete der damalige Landrat Joachim Weiler als "das wichtigste Ereignis dieser Jahre für den Kreis Ahrweiler mit enormer Langzeitwirkung".

Professoren, die in Gummistiefeln zur Vorlesung kommen, und Studierende, die ohne Bücher dastehen. Zeitweise zumindest. So sah eine angeblich hochmoderne "Ideenschmiede" aus, die innerhalb des Bonn-Berlin-Ausgleichs vom Bund mit damals 185 Millionen Mark finanziert wurde. Packpapier ersetzte die Jalousien, Fenster und Türen waren undicht, Eimer und Heizlüfter standen in den Räumen, und durchsickernder Regen ruinierte manchen Computerbildschirm, als im Oktober 1998 der Studienbetrieb am Rhein-Ahr-Campus (RAC) begann.

Die Eröffnung der neuen Fachhochschule in Remagen vor 15 Jahren bezeichnete der damalige Landrat Joachim Weiler sogar als "das wichtigste Ereignis dieser Jahre für den Kreis Ahrweiler mit enormer Langzeitwirkung". Dabei begleiteten Motorengeräusche der Baufahrzeuge nicht nur die Festreden zur Eröffnung, die schlechte Akustik der allzu hellhörigen Stahl-und-Glas-Konstruktion beeinträchtigte auch das Lehren und Lernen. Allerdings nahmen die jungen Leute damals die Widrigkeiten mit mehr Gelassenheit als die älteren Jahrgänge.

Die, die heute dort studieren, wissen davon nichts mehr. Vergessen sind die Unzulänglichkeiten des Anfangs. Einer der wenigen, der noch davon weiß, ist der Vizepräsident der Hochschule Koblenz, Professor Dietrich Holz. "Gummistiefel und elektrische Heizlüfter sind längst überflüssig, und die Mensa ist fertig oder bald wieder fertig", sagt er. Aber auch heute gebe es noch "Baustellen" wie etwa die Stellen, an denen die Sonne durch die gläserne Außenfassade und die Bullaugen in den Türen die Dozenten blendet.

Viel mehr in den Fokus gerückt sind mittlerweile aber sachliche und fachliche Aspekte. Der viel beschworene Pioniergeist stand und steht manchem Provisorium entgegen, und wer sich heutzutage am Rhein-Ahr-Campus umschaut und Gelegenheit hat, ein bisschen mehr hinter die Kulissen zu blicken, ist vor allem fasziniert von der technischen Ausstattung. Holz ist besonders stolz auf den Kernspintomographen, an dem Materialuntersuchungen gemacht und die Funktionsfähigkeit von Geräten, wie etwa Beatmungsgeräten, oder auch die Kompatibilität von Implantaten und Implantatmaterialien geprüft werden.

Mit den Computertomographen werden technische Objekte sowie archäologische und forensische Fundstücke zerstörungsfrei untersucht. In den Laserlaboren werden unter anderem holographische Belichtungsmethoden und Glasfasertechnologien angewendet. Besonders beeindruckt viele Betrachter das Robotiklabor mit der Medizinrobotik: Farbig leuchtende Roboterarme agieren dort wie der Chirurg der Zukunft an Kiefermodellen.

Die Medizintechnik ist einer der Studiengänge am RAC, die sich als Antwort auf neue Anforderungen durch Industrie und Wirtschaft inhaltlich verändert haben respektive überhaupt erst entstanden. Dazu gehören auch Studiengänge wie die Sportmedizinische Technik, Optik und Lasertechnik, Technomathematik oder Wirtschaftsmathematik und der Duale Studiengang Gesundheits- und Sozialwirtschaft mit dem Schwerpunkt Betriebwirtschaftslehre Pflege. Die Studiengänge in den beiden Fachbereichen "Wirtschafts- und Sozialwissenschaften" und "Mathematik und Technik" bereiten auf neue, aber auch auf klassische Berufsfelder wie etwa die Elektrotechnik vor

"Der starke Anwendungsbezug des Studiums und moderne Studieninhalte sorgen dafür, dass viele Studierende bereits vor dem Abschluss ihres Studiums von Unternehmen angeworben werden", erklärt die Dekanin des Fachbereichs "Mathematik und Technik", Professor Barbara Kessler. Das wiederum mag vielleicht auch ein Grund für die Beliebtheit des RAC sein: Mit 116 Einschreibungen begann 1998 der Studienbetrieb, für 1000 Studierende war der RAC vorgesehen, heute indes zählt er 2800 Studierende, inklusive der 340 Studierenden im MBA-Fernstudiengang.

Das hat Folgen: Größere Vorlesungsräume und Räume für studentische Lerngruppen würden benötigt, sagt Holz. Trotzdem seien die Studienbedingungen immer noch gut, das Studienangebot in interdisziplinären Fachgebieten sehr gut ebenso wie der Kontakt zu den Professoren. Für die hohen Studierendenzahlen mitverantwortlich seien auch die intensiven Kooperationen mit Schulen in der Umgebung und die guten Firmenkontakte sowie die gut ausgestattete Bibliothek und das Rechenzentrum und der Bereich "Sprachen und Internationales".

"Neu, offen, klein und regional" will der RAC gemäß seinem Leitbild sein. Dazu gehören für ihn Zukunftsorientiertheit und vernetztes Denken und Handeln, das Überschreiten traditioneller Grenzen und der Abbau von Barrieren, die Ausrichtung des Studiums besonders auf die Belange kleiner und mittlerer Unternehmen und die Einbindung in die Region.

Der RAC sieht sich als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Forschung auf der einen und Wirtschaftsunternehmen auf der anderen Seite. Als bedeutendste Entwicklungen am RAC in den vergangen 15 Jahren stellt Holz den Bologna-Prozess, also die Umstellung von den Diplom- auf die international vergleichbaren Bachelor- und Masterstudiengänge, heraus sowie die Aktualisierung der Studienangebote und die zunehmende Akzeptanz der RAC-Absolventen für Promotionen.

Der Pioniergeist der Anfänge sei immer noch vorhanden: etwa in der Aktualisierung der Studienangebote, um Marktbedürfnissen zu entsprechen, und in den starken Forschungsaktivitäten. Wohin führt der Weg des RAC ? Holz: "Die Studienformen sollen weiterentwickelt werden. Duale Angebote sind gefragt, und Weiterbildungsangebote sind ebenfalls geplant."

Information

Wer sich selbst ein Bild vom RAC machen will, ist willkommen am Freitag und Samstag, 15. und 16. November, jeweils 15 bis 18 Uhr, beim Tag der offenen Tür "RAC und Du", bei dem sich der Campus nicht nur künftigen Studieninteressenten und deren Familien, sondern allen Interessierten vorstellt.

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