Seit 30 Jahren Austausch mit China möglich

Stipendium des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes baut Brücken

Bonn. (sj) Im Jahr 1971 reisten die ersten Stipendiaten des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) in die Volksrepublik China. Das war noch während der Kulturrevolution.

Mehr als 100 ehemalige Stipendiaten trafen sich kürzlich in Bonn, um gemeinsam auf diese Zeit zurückzublicken und Impulse für eine neue China-Strategie des DAAD zu geben. Kay Popken, Personalleiter bei der Deutschen Lufthansa, studierte von 1982 bis 1984 zunächst Chinesisch am Fremdspracheninstitut in Peking, später Geschichte und Archäologie an der Peking-Universität.

"China war damals ein sehr großes, aber dörflich geprägtes Land", berichtet der Sinologe. "Heute ist durch das schnelle wirtschaftliche Wachstum die Umweltbelastung dramatisch." Die größte Herausforderung für China sei, den wirtschaftlichen Aufschwung fortzusetzen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. "Wir müssen viel mehr junge Menschen früh für China interessieren", ist der ehemalige DAAD-Stipendiat überzeugt.

In Deutschland müsse viel mehr Chinesisch unterrichtet werden - "gleich an den Schulen und nicht erst an den Universitäten." Das DAAD-Stipendium habe ihm die interessanteste Zeit seines Lebens ermöglicht. "Es hat mir darüber hinaus bei Bewerbungen sehr geholfen", so Popken. Barbara Spielmann ist seit fast 20 Jahren bei der Max-Planck-Gesellschaft für die Zusammenarbeit mit Asien zuständig.

Die Forschungsorganisation pflegt schon seit 1974 Kontakte mit dem Reich der Mitte. Die promovierte Sinologin unterstützt die Leitung und die Max-Planck-Institute bei ihren Forschungskooperationen mit China. "Der soziale und wirtschaftliche Wandel ist enorm - auch auf dem Land kann man Veränderungen sehen", sagt Spielmann, die von 1978 bis 1980 mit einem DAAD-Stipendium in Nanking studierte.

Die Wissensgesellschaft wachse, ebenso das Selbstbewusstsein der Chinesen. Es gebe auch eine größere Individualität. "Die Ein-Kind-Familienpolitik hat starke Auswirkungen auf die Gesellschaft", meint die Sinologin. "Dahinter verbirgt sich demographischer Sprengstoff." Die Menschen bewegten sich heute viel freier als Ende der 70er Jahre. "Man ist überrascht, wie offen Informationen über moderne Kommunikationsmittel verbreitet werden", sagt Spielmann.

Das Land werde zwar immer noch totalitär von einer Partei geführt, die sich aber sehr gewandelt habe. "Sie ist nicht mehr in erster Linie ideologisch geprägt, sondern mit sehr gut ausgebildeten Leuten wie ein Unternehmen strukturiert." Die Kritik Chinas am Empfang des Dalai Lama durch die Bundeskanzlerin wirke sich vergleichsweise wenig auf die wissenschaftliche Kooperation aus.

Man sei daran interessiert, die Projekte unabhängig von aktuellen politischen Ereignissen weiter voranzubringen. Das DAAD-China-Stipendium sei ein Gewinn für beide Seiten: "Wir Sinologen bauen mit unserer professionellen Ausbildung interkulturelle Brücken zwischen Deutschland und China", sagt Spielmann.

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