Universität Bonn Spektakulärer Fund im Magazin

BONN · Von einem "kleinen, gänzlich unerwarteten Schatzfund" berichtet Professor Georg Satzinger vom Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn: Im riesigen Fundus des Instituts fand sich eine alte, mit Buntpapier ausgeschlagene, ramponierte Kassette.

 Faszination Orient: Dieses Foto zeigt die Sultansgräber der nordöstlichen Nekropole von Kairo.

Faszination Orient: Dieses Foto zeigt die Sultansgräber der nordöstlichen Nekropole von Kairo.

Foto: Katalog

Der Inhalt muss für Satzinger so etwas wie die Reise in ein Märchenland gewesen sein, zu 1001 Nacht. Was er fand, waren 74 teilweise vergilbte Fotos aus der Zeit um 1900, die Impressionen und Architekturen aus dem Orient zeigen. Ansichten aus Ägypten und Südindien, aus dem Heiligen Land und Damaskus sowie aus Konstantinopel lagen in der Kassette.

Eine Auswahl von 56 Fotos hängt jetzt in einer von Studierenden des Masterstudiengangs Kunstgeschichte erarbeiteten Ausstellung, die von einem sehr informativen Katalog begleitet wird.

Die Schau dokumentiert einerseits den Stand der Orientfotografie um 1900, die nicht nur auf Architekturgeschichte fixiert ist, sondern durchaus pittoreske und atmosphärische Elemente ins Bild einfließen lässt und durchweg auf eine reizvolle Komposition Wert legt. Hier kreuzen sich wissenschaftlicher Anspruch und ein gewisser touristischer Blick, der bezeichnend ist für die Hochzeit des Orientalismus in Europa. Waleria Dorogova hat dieses Phänomen sehr schön im Katalog untersucht.

Die Studenten haben recherchiert, welche Fotografen sich etwa in Kairo damals auf Motive altägyptischer Monumente oder islamischer Bauten spezialisiert hatten. Neben diesem Aspekt dokumentieren die Fotos Bauten, die heute längst nicht mehr in dem damaligen Zustand sind. Jedes einzelne Foto, jedes Motiv wurden ausführlich analysiert, jedes Detail wird beschrieben.

Erforscht wurde übrigens auch das Schicksal der Foto-Kassette. Die kam wohl vor 50 Jahren im Zuge des Aufbaus eines Seminars für orientalische Kunstgeschichte durch Heinrich Lützeler ins Kunsthistorische Institut, wo sie auch einen Stempel erhielt. Irgendwann verschwand die Kassette im Magazin.

Die meisten Fotos waren unbeschriftet. Was für ein schöner Ausgangspunkt für ein studentisches Projekt. "Praxisnahe Kunstgeschichte" heißt das. Die Studenten, das dokumentieren Ausstellung und Katalog, haben ganze Arbeit geleistet.

Institut für Kunstgeschichte, Regina-Pacis-Weg 1; bis 12. Juli. Mo-Do 9-20, Fr 9-18 Uhr. Katalog 5 Euro.

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