Studenten befragen Bonner zu ihrem Klimabewusstein

Es sind die kleinen Schritte, die zählen

Bonn. Dass die USA beim Thema Klimaschutz hierzulande nicht den allerbesten Ruf genießen, ist das eine. Dass die Deutschen selbst auch nicht viel besser dastehen, dürfte den einen oder anderen überraschen, wer eine Studie näher ansieht, die das "Wahrnehmungsverhalten zum Klimawandel" untersucht.

In Auftrag gegeben von der Hongkong/Shanghai Banking Corporation (HSBC) und 2007 veröffentlicht, enthält sie Daten aus neun Ländern auf vier Kontinenten. 15 Bonner Geografiestudenten eines von Privatdozent Christoph Dittrich geleiteten Seminars haben das getan und untersucht, wie die Bonner Bürger es mit dem Klima halten. Die Ergebnisse stellten sie jetzt vor.

Gehen die Einwohner dieser Stadt, die das UN-Klimasekretariat berherbergt, rücksichtsvoller mit den natürlichen Ressourcen um? Fahren die Bonner mit dem Fahrrad zur Arbeit, verzichten auf Flugreisen, essen Obst und Gemüse aus der Region und benutzen Energiesparlampen? Die Antwort ist Jein.

Zwar liegt das Umweltbewusstsein über dem in der HSBC-Studie ermittelten Bundesdurchschnitt. Doch das beeinflusst das Verhalten sehr unterschiedlich. Zu glauben, dass der Klimawandel bald spürbare Folgen haben wird, heißt nicht zugleich, das eigene Leben danach auszurichten und für den Klimaschutz mehr Zeit und Geld aufzuwenden.

Um die internationale Studie auf Bonn zu übertragen, haben die Studenten vom 20. bis 25. Juni in Tannenbusch, Poppelsdorf und Bad Godesberg 175 Fragebögen verteilt und acht Interviews von bis zu 45 Minuten mit ausgewählten Personen wie beispielsweise einem Gärtner, einem Autohändler, einem Jäger oder auch einem bekennenden Klimaskeptiker geführt.

Im Mittelpunkt standen das Problembewusstsein an sich, das Vertrauen in mögliche Lösungen, das eigene Engagement und der Optimismus, den Klimawandel wenn auch nicht aufhalten so doch zumindest in seinem Verlauf beeinflussen zu können.

Immerhin 88 Prozent der Bonner sind sich sicher, dass er sich bereits vollzieht und ein wichtiges Thema ist - wenn auch hinter Armut, Wirtschaftskrise, Terrorismus und Arbeitslosigkeit erst auf Platz fünf. 29 Prozent informieren sich im Fernsehen, 25 durch Tageszeitungen, 19 im Internet, sieben durch Fachliteratur und sechs Prozent bilden sich ihre Meinung vom Hörensagen.

Knapp die Hälfte aller Befragten erwartet, dass die Folgen des Klimawandels sie oder andere treffen wird. Und mit 85 Prozent ist die Mehrheit sicher, selbst etwas für dem Klimaschutz tun zu können. 40 Prozent sehen dabei die Bundesregierung in der Pflicht, während die Kommunen (also auch die Stadt Bonn) da kaum eine Rolle spielen. Immerhin 52 Prozent der Bonner wären bereit, ihren Lebensstil zu ändern, wenn dies wirklich etwas bringe.

Beeindruckt waren die Studenten aber vor allem von der Aussage eines Piloten: "Wenn man das ganze Problem auf einmal anpacken soll, kann man wahrscheinlich nicht sehr viel tun. Es sind die kleinen Schritte, die zählen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort