Schließung der Universitätsbuchhandlung Studierende nehmen's gelassen

BONN · Mit der Schließung von Bouvier ändert sich für Studenten nicht viel. Studenten lieben kurze Wege. Sei es von der eigenen Studentenbude zur Uni, oder vom Hörsaal zur nächsten Mensa. Je näher desto besser. Bei der Beschaffung der Universitätsliteratur jedoch können die Wege manchmal lang sein - wenn eine Auflage vergriffen ist oder man einen Titel erst nach einer langen Recherche findet.

Das Problem besteht nicht, wenn es hervorragende Universitätsbuchhandlungen gibt - so wie in Bonn. Direkt gegenüber des barocken Uni-Hauptgebäudes befindet sich seit 1828 die Bouvier Universitätsbuchhandlung - seit jeher ein Mekka für wissbegierige Studenten. Doch am 31. August 2013 endet die Ära der Traditionsbuchhandlung (der GA berichtete). Seit 2004 gehört Bouvier zur Thalia-Gruppe, die die Buchhandlung aufgrund des aktuellen Branchenumbruchs schließt.

Eine Hiobsbotschaft für die Bonner, nicht aber für die Studenten. Sie trauern zwar der Institution nach, nicht aber den Büchern. Denn die gibt es auch woanders.

"Es war natürlich sehr praktisch, dass Bouvier direkt vor der Haustür lag, aber es gibt ja auch noch Witsch+Behrendt. Für die Studenten wird sich durch die Aufgabe von Bouvier nicht viel ändern", sagt Alena Schmitz, Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA), und fasst damit sehr gut die überwiegende Meinung der Studierenden zusammen.

Dies liegt vor allem an Witsch+Behrendt, dem letzten großen Fachgeschäft für Universitätsliteratur in Bonn. Die Buchhandlung liegt in direkter Nachbarschaft zur Universität und zu Bouvier - am kurzen Fußweg ändert sich nichts, genauso wenig am Angebot studentischer Literatur.

"Wir finden es schade, dass Bouvier schließt, da wir seit 1872 in friedlicher Konkurrenz miteinander leben. Von der Nachricht sind wir überrascht worden", sagt Gundula Strauss, Filialleiterin von Witsch+Behrendt. Man überlege, das Sortiment an wissenschaftlicher Fachliteratur zu vergrößern. Schon jetzt verzeichne das Fachgeschäft ein größeres, studentisches Publikum, so die Filialleiterin. "Darüber freuen wir uns sehr".

Außerdem arbeite die Buchhandlung mit den Dozenten der Universität eng zusammen und stelle auch spezielle Seminarpakete zusammen. "Wir haben auch für die exotischsten Fächer die entsprechende Literatur vorhanden. Haben wir mal ein Buch nicht vorrätig, können wir es bestellen - am nächsten Tag ist es abholbereit", sagt Strauss.

Obwohl der Buchhandel im Internet floriert, bestellen sich Studenten dort lieber Krimis statt Literatur für das Studium. Bei einer kleinen Umfrage des GA unter Studierenden gab der Großteil der Befragten an, Uniliteratur vor allem im Fachgeschäft zu kaufen. Da die Bücher durch die Preisbindung überall gleich viel kosten, spielen vor allem die Beratung, das Angebot und die Verfügbarkeit der Bücher eine große Rolle. Diese seien vor allem im Fachhandel gegeben - im Internet nicht.

Dies hat anscheinend auch Thalia festgestellt. "Wir haben den Bedarf erkannt. Wir prüfen, ob wir bestimmte Bereiche in unserer Filiale im Metropol unterbringen können. Welche das genau sind, wissen wir noch nicht - bis zur Schließung der Bouvier Universitätsbuchhandlung ist ja auch noch etwas Zeit", teilte Mirjam Berle, Sprecherin der Thalia-Holding, auf Anfrage mit.

Uniliteratur:
Gebrauchte Uniliteratur wird mittlerweile in den jeweiligen Facebook-Gruppen der Fachschaften verkauft. Studenten höherer Semester bieten dort zu meist günstigen Preisen ihre gebrauchten Bücher an. Ein Blick ins soziale Netzwerk lohnt sich. Medizinstudenten werden bei der Suche nach Fachliteratur bei der medizinischen Spezialbuchhandlung "Bücher James", Königstraße 86, fündig.

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