"Living Knowledge Conference" Universitäten sollen sich vor Ort engagieren

BONN · Deutsche Universitäten sollten ihr Know-how stärker als bisher praxisnah in gesellschaftliche Fragestellungen einbringen. Dies fordert Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Stifterverbandes. Bei der internationalen "Living Knowledge Conference" des Bonner Wissenschaftsladens im Gustav-Stresemann-Institut erläuterte er seine Forderungen.

 Der Stifterverband ist der Ansicht, dass das Thema Migranten eines ist, für das sich Hochschulen konkret engagieren könnten.

Der Stifterverband ist der Ansicht, dass das Thema Migranten eines ist, für das sich Hochschulen konkret engagieren könnten.

Foto: ap

Die Hochschulen hätten sich zum großen Teil immer noch dem Humboldt'schen Ideal des einsam Forschenden verschrieben. "Dabei gewinnt eine Universität enorm, wenn ihre Professoren und Studenten sich vor Ort engagieren", meinte Meyer-Guckel. In den Niederlanden, in Großbritannien und in skandinavischen und asiatischen Ländern sei das anders. Am Beispiel der Universität Dortmund zeigte er auf, wie an einzelnen deutschen Standorten Forschung und Lehre von "Dialogthemen" profitierten:

  • In einem Migrantenstadtteil hätten Dortmunder Sozialwissenschaftler bei der Stadtentwicklung mitgewirkt. Zahlreiche Studenten seien damit erstmals in Kontakt zu Bürgern "heruntergekommener Stadtteile" gelangt. Aber ausdrücklich nicht, "um mal zu zeigen, wie es geht", sondern um gemeinsam mit den Akteuren vor Ort Ziele anzugehen. Oft seien es ja gerade die Nicht-Akademiker, die in solchen Projekten die interessanteren Fragestellungen einbrächten, ergänzte Claudia Neubauer von der französischen Fondation Sciences Citoyennes.
  • Bei einem Projekt über Weizenarten in Frankreich habe sich ein multidisziplinäres Hochschulteam Lorbeeren in Kooperation mit den Bauern vor Ort verdient. "Plötzlich konnten wieder längst vergessen geglaubte Weizenarten angebaut werden, die gesündere und geschmacklich bessere Ernteprodukte erbrachten."

Immer mehr setze sich die Überzeugung durch, dass Studierende und Bürger mit ihrem jeweiligen Know-how voneinander profitieren, sagte Norbert Steinhaus vom Wissenschaftsladen Bonn. Da gründeten Studierende und Wissenschaftler eigene Unternehmen mit sozialem Auftrag oder lösten gemeinsam mit Verwaltungen Fragen der Regionalentwicklung.

In Bonn sei etwa mit dem Wissenschaftsladen schon die Abstrahlung von nahen Mobilfunkmasten überprüft worden, was von Kindergärten an sie herangetragen worden sei. Steinhaus hofft, dass Bürger im Umfeld der von der Uni Bonn und dem Internationalen Konversionszentrum (BICC) gemeinsam geplanten Professur für Friedens- und Konfliktforschung einbezogen werden.

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