Wie Gene die Seele krank machen

Einem Konsortium internationaler Forscher unter Beteiligung der Universität Bonn ist es gelungen, genetische Faktoren zu entdecken, die zum Risiko für die bipolare Störung (Manisch-depressive Erkrankung) und Schizophrenie beitragen.

 Litt einst an Schizophrenie: Das Leben des Mathematikers John Nash wurde durch den Film "A beautiful mind" bekannt.

Litt einst an Schizophrenie: Das Leben des Mathematikers John Nash wurde durch den Film "A beautiful mind" bekannt.

Foto: ap

Bonn. Einem Konsortium internationaler Forscher unter Beteiligung der Universität Bonn ist es gelungen, genetische Faktoren zu entdecken, die zum Risiko für die bipolare Störung (Manisch-depressive Erkrankung) und Schizophrenie beitragen.

Die Ergebnisse zeigen, dass elf Regionen im Genom mit diesen psychiatrischen Erkrankungen assoziiert sind - darunter sechs Regionen, die bisher noch nicht bekannt waren. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass ein Teil dieser Regionen das Risiko sowohl für die bipolare Störung als auch die Schizophrenie beeinflusst.

Diese Befunde bedeuten große Fortschritte beim Verständnis der Ursachen dieser schweren Erkrankungen. "Es wird davon ausgegangen, dass eine Vielzahl verschiedener Gene zusammen mit Umwelteinfüssen zum Erkrankungsrisiko beitragen", sagt Professor Markus Nöthen vom Insitut für Humangenetik der Universität Bonn.

"Auf diese Durchbrüche hat die Forschung seit langem gewartet", ergänzt Professor Marcella Rietschel vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim, das zusammen mit den Bonner Forschern und Münchner Kollegen den deutschen Beitrag zu der internationalen Studie koordinierte.

Zu den Hauptsymptomen der Schizophrenie zählen Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Gedächtnisprobleme, bei der Bipolaren Störung schwere Beeinträchtigungen der Gemütslage wie Wechsel von Niedergeschlagenheit und Euphorie. Die Störungen betreffen jeweils etwa ein Prozent der Weltbevölkerung betreffen und treten gewöhnlich im Jugendalter oder frühen Erwachsenenalter auf.

Die Erkrankungen treten häufig familiär gehäuft auf, was auf eine Beteiligung genetischer Faktoren hinweist. Das im Jahr 2007 gegründete Konsortium "PGC" ist der größte Forschungsverbund in der Geschichte der psychiatrischen Forschung. Über 250 Wissenschaftler aus mehr als 20 Ländern trugen Daten von mehr als 30 000 Patienten zusammen. "Schon jetzt ist geplant, mit der Einbeziehung weiterer Patienten zusätzliche Gene zu identifizieren", sagt Professor Sven Cichon von der Universität Bonn.

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