Alanus Hochschule Alfter Willem-Jan Beeren wurde zum Professor für Architektur berufen

BONN · Es ist wohl die ganzheitliche Sicht, die Beschäftigung mit sich selbst, mit den vielen Facetten, die den Menschen ausmachen, was das Besondere bei der Architektur-Ausbildung an der Alanus Hochschule Alfter ausmacht. Dass sich hinterher herauslesen ließe, dass die architektonischen Entwürfe von der anthroposophischen Pädagogik beeinflusst wären, bezweifelt Professor Willem-Jan Beeren indes.

 Die Alanus Hochschule hat Willem-Jan Beeren zum Professor für Architektur und Kunst im Dialog berufen. Auf der Fotowand sind Impressionen einer Studienfahrt nach New York zu sehen.

Die Alanus Hochschule hat Willem-Jan Beeren zum Professor für Architektur und Kunst im Dialog berufen. Auf der Fotowand sind Impressionen einer Studienfahrt nach New York zu sehen.

Foto: Cem Akalin

Der 36-Jährige trägt Jeans, das weiße Hemd über der Hose und eine dunkle Brille und hebt sich äußerlich kaum von seinen Studenten ab. Er erhielt vor einigen Tagen offiziell seine Professur für Architektur und Kunst im Dialog im Senat der Hochschule.

Was das Studium der Architektur an der Alanus Hochschule von dem an Technischen Universitäten unterscheidet, ist die Einbettung der Künste. Natürlich müssen Studenten auch hier Grundlagen des Bauens lernen, Baukonstruktion, Baustoff- und Tragwerkslehre pauken. "Verfolgt wird das Ziel, Lebenszusammenhänge zu erkennen und gestalten zu lernen", heißt es. "Die Architektur wird nicht umsonst als die Mutter der Künste bezeichnet", so Beeren. "Wir sind indes etwas bescheidender und nennen sie die Tochter der Künste." Er sei davon überzeugt, dass die Künste inspirierend für einen Architekten seien.

Beeren ist selbst Absolvent dieser Hochschule und führte unter anderem vor seinem Ruf nach Alfter gemeinsam mit Professor Nikolaus von Kaisenberg ein Architekturbüro in Aachen. Zu seinen Arbeiten gehören etwa ein Kolumbarium, also eine Urnenbestattungsstätte, für die evangelische Gemeinde Leverkusen-Rheindorf, zwei Mehrfamilienhäuser in Hürth, aber auch Waldorfschulen. An dem Logistik-Standort der Drogeriekette dm in Weilerswist war er beteiligt, ein Gestaltungskonzept zu entwickeln, das die städtebauliche Grundfigur in die Landschaft einbettet.

Die Architektur-Schulen haben sich angenähert, meint Beeren, der mit Frau und zwei kleinen Kindern "auf dem Land bei Euskirchen" lebt. "Es gibt auch sehr schöne Formensprachen von Architekten, die nicht aus der Szene kommen." Der Trend zeigt weg von Modular-Bauweisen, weg vom "Nutzungsneutralen". "Moderne Bauten müssen identitätsstiftend sein, sollen für eine eindeutige Widmung stehen", sagt Beeren. "So etwas schaffe ich nur, wenn ich ein Bewusstsein für die Orte bekomme, an denen ich bauen soll."

Da wäre etwa das Prinzip "Bauen als sozialer Prozess" des Architektur-Professors Peter Hübner zu nennen, der die spektakuläre Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen realisierte - im Dialog mit Schülern und Lehrern. Heraus kam ein wunderbar natürliches Gebäudeensemble, das einem klassischen Dorf mit all seinen Funktionen nachempfunden ist.

Natürlich beschäftigen sich seine Studenten auch mit Bonner Plätzen. Er selbst hat seine Diplomarbeit über die Beethovenhalle geschrieben. Sein Vorschlag: den früheren Verlauf der alten Stadtmauer nachempfinden und damit den Ort auch als historischen Identifikationspunkt sichtbar machen, einen Neubau auf dem heutigen Parkplatz, der die Beethovenhalle integriert und den Park südlich der Anlage bis zum Rhein durchziehen. Zum Festspielhaus hat Beeren übrigens auch eine Meinung: "So etwas gehört nicht in die Rheinaue, ein Festspielhaus gehört mitten in die Stadt."

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