"Wir müssen mehr Geld in Bildung pumpen"

Telekom-Stiftungsvorsitzender Klaus Kinkel analysierte im Bonner Uniclub, wie innovativ Deutschland ist

"Wir müssen mehr Geld in Bildung pumpen"
Foto: Lannert

Bonn. "Wo steht Deutschland hinsichtlich Bildung, Forschung und Innovation?", fragte am Montagabend Klaus Kinkel, Vorsitzender der Deutschen Telekom-Stiftung, im Bonner Uniclub. "Blickt man aus dem Hubschrauber auf Deutschland herunter, wechseln Licht und Schatten", sagte Kinkel.

Der ehemalige Außenminister verwies auf den kürzlich veröffentlichten Innovationsindikator des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, den die Telekom-Stiftung beauftragt hatte. Unter den 17 führenden Industrienationen liegt Deutschland demnach alles in allem nur auf Platz sieben - im vorderen Mittelfeld.

Stark seien die deutschen Unternehmen in der Kooperation, der Vernetzung mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Auch die Zahl der Patentanmeldungen sei weit überdurchschnittlich. "Doch das Bildungssystem im Lande der Dichter und Denker weist besondere Schwächen auf."

Hierzu zählte der Stiftungsvorsitzende zu wenig Investitionen in Bildung, die Qualität der Schulbildung und einen Mangel an Hochschulabsolventen - besonders bei den Ingenieuren. Das gesellschaftliche Klima beeinflusse Innovationsprozesse maßgeblich. "Deutschland zeigt sich in seiner mentalen Einstellung als Tiefdruckgebiet", sagte Kinkel.

"Mehr Unternehmergeist ist gefragt." Und noch eine große Schwäche: Das Potenzial qualifizierter Frauen werde überhaupt nicht ausgeschöpft. "Wir lassen die halbe Mannschaft auf der Reservebank - während der gesamten Spielzeit."

Die aufstrebenden asiatischen Schwellenländer investierten gewaltig in Forschung und Bildung, warnte Kinkel. Noch vor einem Vierteljahrhundert seien China und Indien Fälle für die Entwicklungshilfe gewesen. "Dort, wo wir nach wie vor stark sind, leben wir vor allem von den Errungenschaften der Vergangenheit."

Kinkels zentrale Folgerung: "Deutschland muss als rohstoffarmes Land Bildung zum absoluten Megathema machen. Sonst werden wir noch mehr absacken." Nur bessere Bildung führte zu mehr und qualifizierten Arbeitsplätzen. Seine Therapie: "Wir müssen mehr Geld in Bildung und Forschung pumpen."

Das Bildungssystem weise gravierende Mängel auf - von der frühkindlichen Bildung bis zu den Universitäten. Der Bonner Alma mater stellte Kinkel jedoch ein sehr gutes Zeugnis aus: "Sie zählt zu den erstklassigen Universitäten." Der Stiftungsvorsitzende studierte selbst Jura in Bonn. "Ich erinnere mich sehr gerne daran."

Es hätte ihn sehr gefreut, wenn Bonn beim Exzellenzwettbewerb der Unis in allen drei Sparten zum Zug gekommen wäre. In der ersten Runde ist sie jedoch mit einem Exzellenzcluster und einer Graduiertenschule dabei.

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